Viel wurde über den 1. FC Köln geschrieben in den letzten Tagen: Trennung vom Trainer und Transfersperre mit dem Verbot der Registrierung von neuen Spielern. Bedeutet, dass es die Spieler richten mussen, die bereits beim abstiegsbedrohten 1. FC Köln sind. Sportgeschäftsführer Christian Keller sprach am Freitag (22.12.2023) von "Maßnahmen, die zur Vorbereitung auf das Szenario" getroffen wurden. Welche genau das sind, zeigt ein Blick auf die Vertragsspieler des FC - in Köln und anderswo.
Bleiben die Leistungsträger?
Zum großen Teil kann man das mit "ja" beantworten. Vor Bekanntwerden des Urteils vom CAS hatte man beim FC vorgeplant. "Mit fast allen Leistungsträgern wurden die Verträge verlängert," erklärte Keller in der Pressekonferenz nach dem "Unheilstag". Schaut man sich die Arbeitspapiere an, stellt man fest, dass aus der erweiterten Stammelf nur Benno Schmitz und Dominique Heintz bisher keine Verträge über den Sommer hinaus besitzen.
Fleißig war der 1. FC Köln im vergangenen Jahr wie vom Sportchef angesprochen bei den Verlängerungen: Kapitän Florian Kainz, Mark Uth, Timo Hübers, Davie Selke, Marvin Schwäbe und Jan Thielmann stehen da auf der Liste - alle sind bis mindestens 2025 gebunden.
Nicht bekannt ist, wer bei einem möglichen Abstieg eine Klausel zum Ausstieg besitzt. Die Worte Kellers, dass "alle Leistungsträger gebunden" sind, lassen zumindest vermuten, dass der FC keine solchen Klauseln fürchten muss. Ob der finanziell klamme Klub Spieler verkaufen muss, kann man ebenfalls nur spekulieren.
Nachwuchs besitzt schon Verträge
Der Sportgeschäftsführer verwies bei seiner Vision für die Zukunft auf die gute Nachwuchsarbeit. "Jetzt sind wir gezwungen, dass der eine oder andere zu den Profis gezogen oder ins kalte Wasser geschmissen wird", erklärte er. Das erklärte Ziel: eine höhere Durchlässigkeit. Dafür stattete Köln viele Nachwuchstalente bereits mit Profiverträgen aus.
Damion Downs und Elias Bakatukanda, die feste Kräfte in der Regionalliga West sind und bereits mit den Profis trainieren, bleiben bis 2026. Rijad Smajic, Jonas Nickisch sowie der zuletzt in der Bundesliga bereits eingesetzte Max Finkgräfe immerhin bis 2025. Allesamt haben sie eines gemein: Sie sind noch keine 20 Jahre alt und haben Potenzial für mehr.
Auch dem Topscorer der Regionalliga West, Justin Diehl, schlägt der Klub die Tür nicht zu. "Wenn Justin integriert werden will, würden wir das gerne tun," sagte Keller. Diehl lehnte bisher eine Verlängerung über 2024 hinaus beim FC ab. Selbst, wenn sich nicht alle Talente durchsetzen sollten, kann der FC darauf hoffen, dass er von der "erzwungenen" Nachwuchsarbeit profitiert. Auch bei einem möglichen Abstieg aus der Bundesliga.
Leihspieler könnten verpflichtet werden
Diese sind quasi nicht von der Transfersperre betroffen. Die Spieler, die aktuell von anderen Vereinen an den 1. FC Köln ausgeliehen sind, dürfen verpflichtet werden. Denn sie sind für die Spielberechtigung bereits bei den Kölnern registriert. Einen Transfer dieser Art hatte es bereits gegeben - Jeff Chabot wurde trotz der damals erstmals aktiven Transfersperre nach seiner Leihe per Kaufoption fest verpflichtet.
Ein ähnliches Modell könnte drei Profis im aktuellen Kader betreffen. Luca Waldschmidt kam per Leihe vom VfL Wolfsburg, Rasmus Carstensen aus Genk und Faride Alidou von Eintracht Frankfurt. Allerdings spielt hierbei die Finanzlage des Klubs ebenfalls eine Rolle. Für alle drei vereinbarte der FC eine Kaufoption - wie schon bei Chabot.
Können ausgeliehene Spieler zurückkehren?
Auch hier hat Köln Handlungsspielraum. Nach Ablauf der Leihe bei ihren Klubs kehren die Spieler zurück und stehen beim FC unter Vertrag. Sie müssen nicht neu registriert werden, sodass sie Köln direkt weiterhelfen können. Daher setzten die Domstädter verstärkt auf Leihen. "Wir haben ungewöhnlich viele Spieler verliehen und hoffen natürlich darauf, dass sie nach Ablauf dann unseren Kader stärken", sagte Keller.
Damit nahm er Bezug auf die fünf Profis, die derzeit woanders unterwegs sind: Tim Lemperle und Jonas Urbig spielen bei Zweitligist Fürth eine starke Saison und sind gesetzt. Ähnliches gilt für Maximilian Schmid, der in der zweiten holländischen Liga bei Roda Kerkrade bei sechs Scorerpunkten steht.
Marvin Obuz spielt zwar bei Rot-Weiss Essen nur in Liga drei, ist dort jedoch mit zehn Scorerpunkten maßgeblich an der guten Saison von RWE beteiligt. Der Letzte im Bunde heißt Nikola Soldo, ebenfalls Stammspieler beim 1. FC Kaiserslautern. Er ist der Einzige, wo es mit dem Verein zuletzt eher schlecht lief. Die Lauterer warten seit acht Partien auf einen Sieg in Liga zwei.
Neue Chancen für abgehängte Profis
Eine weitere Chance liegt im großen Kader der Kölner. Denn nicht nur die Leistungsträger haben verlängert, abgeschriebene Profis könnten unter einem neuen Trainer eine Chance auf mehr Spielzeit sehen. So standen Spieler wie Noah Katterbach, Dimitrios Limnios oder Jacob Christensen häufig nicht einmal im Kader.
Katterbach hat beim HSV und vor seiner Leihe dorthin bereits bewiesen, dass er durchaus auf etwas höherem Niveau agieren kann. Limnios war immerhin schon mehrfach für die griechische Nationalmannschaft nominiert.
Fazit: Vorbereitet mit Fragezeichen bei der Qualität
Der FC hat durchaus gut vorgesorgt und muss nicht fürchten, dass er keine Spieler mehr zur Verfügung hat. Noch ist aber unklar, ob Profis gehen wollen oder aufgrund der finanziellen Lage müssen, insbesondere bei einem Abstieg. Qualität wäre Stand jetzt trotzdem genügend vorhanden, um dann in der zweiten Liga eine gute Rolle zu spielen - vielleicht sogar den direkten Wiederaufstieg zu schaffen.
Positiv ist, dass Köln viele junge Profis unter Vertrag hat. Um sie herum kann der fianziell klamme Klub auf seinem Sparkurs ein neues Grundgerüst aufbauen - am liebsten für alle Beteiligten in der Bundesliga. Daran glauben die Verantwortlichen: "Es gilt wie im Sommer: Wir sind davon überzeugt, dass dieser Kader den Klassenerhalt schaffen kann."