Wer nur bescheidene Mittel hat, muss phantasievoll sein, um mit der wohlhabenderen Konkurrenz mitzuhalten. Dieser Erkenntnis entsprechend reiste das Team von Rot-Weiss Essen jüngst für zwei Tage in den oberbergischen Wald.
In der Nähe des malerischen Ortes Waldbröl zog das Team von RWE in ein Selbstversorgerhaus ein. Kochen, putzen, Betten machen - die Drittligakicker packten selbst mit an und garnierten die Alltäglichkeiten mit einigen Aktionen in der Natur - die aber geheim bleiben sollen.
Zwei Tage Teambuilding im Wald
"Was beim Teambuilding passiert, bleibt im Team", kommentierte Trainer Christoph Dabrowski die Aktion. Der Erfolgscoach, der RWE bis zur kurzen Winterpause beinahe sensationell auf Rang vier der Drittligatabelle geführt hat, bilanzierte aber: "Ich mag diese Unterbrechungen vom Trainingsalltag. Das war eine gelungene Aktion, die uns als Team noch weiter zusammengeschweißt hat."
Während sich Ligakonkurrenten wie Dynamo Dresden und Viktoria Köln zum Beispiel ein Trainingslager unter der Sonne der Türkei leisten konnten, muss RWE eben kleinere Brötchen backen. Auch, was personelle Verstärkungen des Spielerkaders betrifft. "Der Vorstand hat mir signalisiert, dass es kein Geld für Neuverpflichtungen gibt. Ich bin überzeugt von unserem Kader und nehme die Dinge an wie sie sind", sagt Dabrowski.
Viele Tore in den Testspielen
Bescheidenheit ist in Essen angesagt - nicht aber was die Toraktionen auf dem Rasen anbetrifft. In den beiden Testspielen zur Vorbereitung auf die restliche Runde langte RWE mächtig zu: Gegen den 1. FC Köln gab es ein 4:4, die Generalprobe gegen den Viertligisten FSV Zwickau wurde mit 5:3 gewonnen.
"Natürlich haben wir zuviele Gegentore gefangen", kommentierte Dabrowski. Er kündigte an, am Thema arbeiten zu wollen. Grundsätzlich befand er aber gegenüber dem Portal "Reviersport": "Die Mannschaft, das Trainerteam, der ganze Staff hat hervorragend gearbeitet und das wollen wir auch im Jahr 2024 tun. Und, klar: Bei uns herrscht große Vorfreude auf die Runde. Wenn man an der Wurst schon schnuppert, will man da auch reinbeißen."
"RWE ist eine echte Einheit geworden"
Tatsächlich hat RWE aktuell durchaus eine Chance auf den ersehnten Aufstieg in die Zweite Liga. Das Team rangiert zwar zehn Punkte hinter einem direkten Aufstiegsplatz, hat aber nur einen Zähler Distanz zu Rang drei, der Relegationsspiele bedeuten würde.
"Damit haben wir vor der Saison nicht unbedingt gerechnet", gab der Vorstandsvorsitzende Marcus Uhlig bei seiner Jahresbilanz zu. Gegenüber der "WAZ" befand er: "Die Atmosphäre, die Unterstützung ist in dieser Saison überragend. Das gilt für die Hafenstraße wie auch in allen Auswärtsspielen. Hier ist seit Sommer 2023 wieder viel zusammengewachsen, aus Publikum und Mannschaft ist wieder eine echte Einheit geworden."
Dichtes Programm
Wohin diese neue Einheit den Verein trägt, wird womöglich schon in den nächsten Wochen schnell deutlich. RWE startet mit einem Auswärtsspiel in Aue in die restliche Runde. Fehlen wird dort wegen einer Gelbsperre Mittelfeld-Stabilisator Felix Götze. Es folgt schon am Dienstag das Heimspiel gegen Viktoria Köln, ehe es am darauf folgenden Wochenende zu Preußen Münster geht.