Am Samstag im Borussen-Duell hatte Marcel Sabitzer in der 50. Minute mal wieder seine ganze Coolness gezeigt. Locker und leicht verwandelte er einen vermeintlichen Starfstoß zum 3:1 für den BVB - Keeper Jonas Omlin im Gladbacher Tor war erfolglos gesprungen. Was die beiden aber nicht mitgekriegt hatten: Das dritte Sabitzer-Tor an diesem Nachmittag zählte nicht, Schiedsrichter Florian Badstübner pfiff Sabitzer zurück.
Der VAR hatte sich gemeldet und um genaueres Nachsehen gebeten. Das vermeintliche Foul von Keeper Omlin war gar keines. Ganz richtig nahm der Schiri die Entscheidung zurück - Sabitzer blieb bei seinen zwei Treffern. "Alles entspannt", meinte der Österreicher nach der Partie und erklärte in seinem unnachahmlichen Schmäh: "Wir haben alle kurz geschmunzelt. Das gibt's ja immer wieder, dass ein Witziger da oben sitzt und solche Sachen zurücknimmt."
Nicht glücklich beim FC Bayern
Es ist klar: So ganz einfach lässt sich Marcel Sabitzer nicht aus der Ruhe bringen. Dafür hat der Oberösterreicher, der im Alpenvorland geboren wurde, in seiner Fußballerkarriere wahrscheinlich auch schon zuviel erlebt. Eigentlich schien er ja schon zum Inventar bei RB Leipzig zu gehören, ehe er 2021 nach sieben Jahren RB zum FC Bayern wechselte.
In München wollte er noch einmal so richtig groß angreifen, doch irgendwie kam Sabitzer dort nie so richtig an. 40 Einsätze standen in zwei Saisons zu Buche, doch zumeist kam der heute 30-Jährige erst im Laufe eines Spiels von der Bank oder musste nach einem Startelfeinsatz zeitig während der Partie ebendort wieder hin.
Leihe nach Manchester brachte nichts
Eine kurze Leihe zu Manchester United 2023 brachte ihn auch nicht wirklich weiter - also wechselte er im vergangenen Sommer noch einmal. Und jetzt zählt er im Trikot von Borussia Dortmund in der "Crunch time", wie man das Frühjahr mit den großen anstehenden Entscheidungen nennt, zum wichtigen Personal beim BVB.
Gerade jetzt brauchen sie bei Schwarz-Gelb erfahrene und abgezockte Kräfte wie Sabitzer. Denn Atletico mit seiner extrem erfahrenen Defensive wird ein Bollwerk aufbauen, das wohl nur mit viel Geduld und "Auge" zu durchbrechen sein wird.
"Brauchen unsere Helden"
Der mögliche erste Halbfinal-Einzug seit elf Jahren lässt beim BVB allerdings die Strapazen der jüngsten Terminhatz und neue Personalsorgen vergessen. Nach dem eher schmeichelhaften 1:2 im ersten Duell nur sechs Tage zuvor hofft Trainer Edin Terzic auf eine unvergessliche Sternstunde: "Wir brauchen unsere eigenen Helden in Schwarz und Gelb."
Ähnlich wie der Fußball-Lehrer setzt auch Sebastian Kehl auf die brodelnde Atmosphäre in der ausverkauften heimischen Fußball-Kathedrale. "Wir werden die Energie benötigen, die von außen kommt. Dann glaube ich fest daran, dass wir das packen", sagt der Sportdirektor vor dem Showdown gegen die für ihre Defensivkunst bekannten Spanier.
Zusatzeinnahmen besonders attraktiv
Anders als in der Bundesliga, in der die Borussia als Fünfter den eigenen Ansprüchen derzeit nicht gerecht wird, bietet sich in Europa die Chance auf einen prestigeträchtigen Coup und satte Zusatzeinnahmen von mindestens 12,5 Millionen Euro.
Viel wird davon abhängen, ob sich das Team von Trainer Terzic besser verkauft als im Hinspiel, in dem nach desolatem Start zwischenzeitlich ein Fiasko drohte. Nur dank des späten Anschlusstreffers durch Sébastien Haller darf die Borussia weiter auf den Einzug in den erlauchten Kreis der vier besten kontinentalen Teams hoffen.
Intensives Duell erwartet
Doch so forsch und offensiv wie am vergangenen Mittwoch im Estadio Metropolitano dürften die "Rojiblancos" um den einstigen BVB-Profi Axel Witsel in Dortmund kaum auftreten. Schließlich gilt ihr als Heißsporn bekannter Trainer Diego Simeone als großer Freund gnadenloser Defensivtaktik mit effektiven Kontern. "Es wird ein sehr intensives Spiel werden. Wir werden auf unsere Chancen warten und sie uns hart erarbeiten müssen", mutmaßt Kehl.