"Die Blendung" von Elias Canetti

Stand: 03.08.2024, 16:04 Uhr

"Ich begriff, daß Menschen zwar zueinander sprechen, aber sich nicht verstehen. Man spricht zum anderen, aber so, daß er einen nicht versteht. Die Welt war zerfallen, und nur wenn man den Mut hatte, sie in ihrer Zerfallenheit zu zeigen, war es noch möglich, eine wahrhafte Vorstellung von ihr zu geben."

Was wie eine aktuelle Beschreibung unserer Zeit klingt, formulierte Elias Canetti über die Entstehung seines Romans "Die Blendung" im Jahr 1931. Canetti erzählt darin von dem Sinologen Peter Kien, der zurückgezogen in seiner Wiener Wohnung lebt, umgeben von 25 000 Büchern. Eines Tages stellt er eine Haushälterin ein, Therese, und das führt zu grotesk-komischen, surrealen Ereignissen.

Elias Canetti wurde 1905 im Fürstentum Bulgarien in eine sephardisch-jüdische Familie geboren. Er lebte in England, der Schweiz, Frankfurt, ab 1924 in Wien. Canetti war mit Robert Musil, Karl Kraus, Alban Berg, Bertolt Brecht und George Grosz bekannt. 1938 flüchtete er mit seiner Frau Veza nach London, 1994 starb er in Zürich.

In seinen Romanen, Dramen und einer dreiteiligen Autobiographie ergründete er die menschliche Existenz: sprachlich brillant, einfühlsam, klug. 1981 erhielt Elias Canetti den Literaturnobelpreis.

Im Ohrclip liest Matthias Ponnier aus "Die Blendung".

Bearbeitung: Christian Kosfeld
Redaktion: Stefanie Laaser

Hörbuchangaben:
Elias Canetti: Die Blendung
Ungekürzte Lesung mit Matthias Ponnier.
Der Audio Verlag, 2019
2 mp3-CDs, 20 Std. und 54 Min. Laufzeit, 15 Euro

Die Buchausgabe ist beim Fischer Verlag erschienen, 592 Seiten, 16 Euro.