Toleranz: Nichts für Feiglinge

Stand: 04.12.2020, 13:52 Uhr

Toleranz bedeutet eigentlich Duldsamkeit und gilt als Tugend. Derzeit wird es oft als Kampfbegriff genutzt in Bezug auf den Umgang mit Andersdenkenden. Wer im Besitz der alleingültigen Wahrheit ist, geriert sich eher intolerant.

"Keine Toleranz der Intoleranz" – ein schönes Paradoxon. Der Begriff selbst feierte seine Hochzeit während der Aufklärung mit dem Fokus auf Religion und Weltanschauung: Akzeptanz und Verständnis Andersdenkender. Im literarischen Kanon gilt die Ringparabel in Gotthold Ephraim Lessings "Nathan der Weise" als beispielhaft für die Lösung des Toleranzproblems. Religionsgemeinschaften sind oft nicht wirklich tolerant: Missionierung, Terror im Namen Allahs, Kreuzzüge, Zwangstaufen oder heutige Reizvokabeln wie Burka oder Kruzifix zeigen das.

Gleichgültigkeit oder Indifferenz beschreibt hingegen eher eine unverbindliche Geisteshaltung. Eine "Ist mir doch egal"-Einstellung oder einfach nur ein Achselzucken bedeuten erst einmal eine Abwertung des Gegenübers, eine Geringschätzung seines Denkens. In Beziehungen kann eine gewisse Gleichgültigkeit aber auch zur Konfliktlösung beitragen. So kann eine bewusste Gleichgültigkeit hilfreich sein im Umgang mit toxischem Verhalten von Kolleg*innen oder Lebenspartner*innen. Sie wird zum Mittel des Selbstschutzes.

Autorin: Ulrike Burgwinkel

Redaktion: Gerald Beyrodt

Das Lebenszeichen läuft immer sonn- und feiertags um 08.30 Uhr auf WDR 3 und sonntags um 08.04 Uhr auf WDR 5.