Intensivtagebuch: Zurück ins Leben finden

Stand: 26.08.2022, 09:00 Uhr

Lücken in der Erinnerung können zutiefst verstören und nachhaltig belasten. Vor allem, wenn man irgendwann aufwacht und plötzlich nichts mehr so ist wie vorher. Viele Komapatientinnen und – patienten leiden unter dieser Erfahrung. Sogenannte Intensivtagebücher können helfen, zurück ins Leben zu finden.

Ein Zweikampf auf dem Fußballplatz, ein dumpfes Gefühl am Kopf und plötzlich ist alles schwarz: Das ist das Letzte, woran sich Jannik Kuzma erinnert, als er in einem Krankenhausbett wach wird.

Die letzten Wochen - für ihn haben sie nie wirklich stattgefunden. Sie sind wie eine Kluft in seiner Erinnerung, die für ihn zu einer ständigen Zerreißprobe wird. Doch seine Freundin, sein Bruder, seine Eltern, manchmal auch Ärztinnen und Pfleger haben für Jannik ein so genanntes "Intensivtagebuch" geschrieben. Jeder Tag, an den sich Jannik Kuzma nicht erinnern kann, wird für ihn so nachträglich mit Leben, Zusammenhang und Sinn gefüllt.

Intensivtagebücher sind ein wichtiges Mittel, um nach einem Koma auch seelisch wieder ins Gleichgewicht zu kommen, sagen Psychologen. In den skandinavischen Ländern gehören die Tagebücher bereits oft zum Klinikalltag – während in den überlasteten deutschen Krankenhäusern nur jede fünfte Intensivstation dazu in der Lage ist, diese Bücher der Hoffnung zu schreiben.

Autorin: Laura Mareen Janssen

Redaktion: David Rother

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