Erlebte Geschichten mit Elfriede Brüning

Die "Kleine", die ganz groß wurde. Elfriede Brüning, 1910 in Berlin geboren, war eine erfolgreiche Schriftstellerin in der DDR. Sie habe als Autorin gern in der DDR gearbeitet, "wir hatten das Gefühl, dass wir gebraucht wurden", sagt sie.

Von Ursula Junk

Mit der Wende ist die Bekanntheit Elfriede Brünings rapide gesunken - ihr Buch "Zeit-Besichtigung", ein Sammelband, in dem über 150 Zeitzeugen über die Geschichte der DDR und die Wiedervereinigung erzählen, ist von der Kritik noch einmal mit viel Lob aufgenommen worden - allerdings vorrangig im Osten.

Die ganz private Wende

Elfriede Brüning trat bereits mit 20 der KPD bei. Von den Nazis wurde sie 1935 verhaftet: wegen illegaler Arbeit im "Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller". In ihren Büchern hat sie sich immer um die "kleinen Leute" gesorgt, um die Schwierigkeiten berufstätiger, allein erziehender Mütter, die Probleme auffälliger Jugendlicher, schließlich auch das Schicksal der Kommunisten, die aus Stalins Straflager in die DDR zurückgekehrt waren.


  • geboren am 8. November 1910
  • beginnt mit 16 Jahren zu schreiben
  • 1930 Eintritt in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD)
  • 1932 Eintritt in den Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller (BPRS) mit dem Ziel, Literatur als "Waffe im Klassenkampf" einzusetzen
  • in der DDR eine auflagenstarke Schriftstellerin: 23 Bücher, Fernseh- und Theaterstücke, zahlreiche Feuilletons und Reportagen.

Das Mädchen ist ein große Begabung.

Sie guckt genau hin, interessiert sich für Leute und hat dazu noch etwas Leichtes, Verspieltes. Neben der Berliner Klappe steht plötzlich eine Andeutung, die ahnen lässt, dass die Autorin um Abgründe und Tiefen weiß. Das war Ende der Zwanziger Jahre. Zu den Feuilletons kamen Reportage-Aufträge, und auch die erledigte die "Kleine" mit Bravour. Wer so durch die Welt ging, dem konnten die sozialen und politischen Hintergründe nicht verborgen bleiben, und wer genügend Konsequenz besaß, landete oft bei den Linken -

Schreiben was die Nazis hören wollten

Elfriede Brüning im "Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller". Nun kamen ihr ihre früheren Texte zu seicht vor. Aufklären, aufdecken, die Armut und Widersprüche kennzeichnen, hieß es nun. Aber nicht mehr lange, mit dem Machtantritt der Nazis gab es immer weniger Zeitungen, die etwas von ihr wollten. Wer vom "Bund" nicht in die Emigration ging, musste illegal arbeiten. Verhaftungen gehörten zum Alltag, und was nicht minder bedrückend war: Wer im Lande blieb, musste - wollte man weiterschreiben - belanglos werden: Das, was ihm auf der Zunge brannte, verschweigen, eine Sklavensprache finden. Neues Deutschland vom 6. Mai 2003



Redaktion:Mark vom Hofe

Erlebte Geschichten: Elfriede Brüning (21.11.2004) Verfügbar bis 30.12.2099