Lesefrüchte

"Hof" von Thomas Korsgaard

Stand: 06.09.2024, 13:19 Uhr

Tue wächst auf einem abgelegenen Bauernhof auf. Als eine Totgeburt seine Eltern aus der Bahn wirft, muss der Junge mit Armut und Vernachlässigung klarkommen. Thomas Korsgaards anrührender Roman lebt von drastischen Beschreibungen und Situationskomik.

Der zwölfjährige Tue lebt in einem Dorf im Norden Dänemarks. Gut ging es seiner Familie nie, denn ihr Bauernhof wirft nicht viel ab. Doch irgendwie kamen Lars, Lonny und die drei Kinder zurecht. Bis Lonny eine Totgeburt hat und dann auch noch ihren Job in der Fabrik verliert. Von dem Moment an geht es bergab mit der Familie.

Lonny versinkt in Depression und Spielsucht, die Schulden wachsen, Lars ist nur noch übel gelaunt, der Hof verfällt. Weitgehend sich selbst überlassen, müsste Ich-Erzähler Tue eigentlich ständig traurig sein und gelegentlich packt ihn auch die Verzweiflung, zumal er nicht immer so ganz begreift, was da mit den Eltern passiert.

Doch Tue besitzt eine bewundernswerte Kraft, sich immer wieder aufzurappeln. Und vor allem davon handelt Thomas Korsgaards Roman "Hof". Der Autor lässt Tue selbst mit einfühlsamen, drastischen Worten seinen Alltag schildern: Wie er miterlebt, dass die Familie auseinanderfällt. Was er fühlt, wenn er ausgegrenzt wird, weil er keine Playstation hat. Und darüber zum Klassenclown wird.

"Hof" drückt trotz aller Tragik nicht auf die Stimmung, denn Thomas Korsgaard lässt seinen jungen Helden herzerfrischend offen und mit viel Sinn für Situationskomik erzählen. Der Roman ist der erste Teil einer Trilogie, die in Dänemark große Erfolge feierte. Er wächst einem tatsächlich ans Herz, dieser pfiffige Tue, der nie den Mut verliert.

Eine Rezension von Eva Karnofsky

Literaturangaben:
Thomas Korsgaard: Hof
Aus dem Dänischen von Justus Carl und Kerstin Schöps
Kanon Verlag, 2024
288 Seiten, 25 Euro