Es sind die frühen 90er Jahre. Die wilden Wohngemeinschafts-Zeiten der Barbary Lane in San Francisco mit Hausmutter Anna Madrigal sind längst vorbei, viele der damaligen Bewohnerinnen und Bewohner sind in alle Richtungen zerstreut.
Mona Ramsey, Tochter von Transfrau Anna Madrigal, ist inzwischen Ende vierzig und in "Easley House", in den idyllischen Cotswolds, heimisch geworden. Sie lebt und arbeitet mit ihrem schwulen Adoptivsohn Wilfred zusammen und nutzt das verfallene Herrenhaus, das sie geerbt hat, als Attraktion für zahlungskräftige Touristen.
Doch als das Ehepaar Blaylock aus North Carolina ankommt, zieht eine handfeste Krise ein. - Als sich dann noch lang ersehnter Besuch aus der Barbary Lane ankündigt, gerät die Gefühlslage auf dem Landidyll endgültig durcheinander. Wie immer, gibt es für alles eine Lösung, auch wenn die für manche final ist.
Im für ihn typischem Plauder-Ton, skizziert Armistead Maupin das Who is who dieser "logischen" Familie, (eine bio-logische ist es ja meist nicht). Dabei entwickelt sich ein Erzählstrom, in dem ganz selbstverständlich auch die großen Themen der Zeit Platz finden. So ist die AIDS-Pandemie als tödliche Gefahr, vor allem für Schwule, allgegenwärtig. Maupin beschrieb als einer der ersten dieses Trauma der Community und auch in den "Landgeschichten" ist es greifbar.
Die spöttischen, oft selbstironischen Dialoge mögen nicht mehr ganz so geschliffen und frisch sein, wie in früheren Bänden, aber es entsteht dennnoch der vertraute Sog. Kaum ist die letzte Seite gelesen, stellt sich wehmütiges Vermissen ein. Der Tipp also für alle, die noch neu sind in der Maupin-Welt: Bei Band 1 der "Stadtgeschichten" anfangen und sich bis zu den "Landgeschichten" tief in dieses Regenbogen-Wimmelbild hineinziehen lassen!
Literaturangaben:
Armistead Maupin: Landgeschichten
Kindler Verlag, 272 Seiten, 24 Euro