- Sendehinweis: WDR 3 Konzert | 5. Dezember 2024, 20.03 - 22.00 Uhr
Das Konzert steht für 30 Tage zum Nachhören bereit.
Bis heute ist der »Jakobsweg« mit seinen vielen Streckenvarianten aus dem nördlichen Europa ins spanische Santiago de Compostela eine der wichtigsten christlichen Pilgerrouten. An einschlägiger Reiseliteratur herrscht kein Mangel. Eine besondere historische Bedeutung kommt dabei einem Manuskriptband aus dem 12. Jahrhundert zu, dem »Codex Calixtinus«. Dessen anonymer Autor liefert neben vielen Insider-Tipps auch das Repertoire zur Messe und zum Stundengebet, das am Zielort vor dem Schrein des Heiligen Jakob anzustimmen war. Dabei notiert er einige Organa, Beispiele früher Mehrstimmigkeit. Sabine Lutzenberger und ihr Ensemble Per-Sonat bringen diese archaischen Gesänge nun in den Herner Flottmann-Hallen zum Klingen, spüren aber auch deren Ursprüngen nach. Und da kommt die »Musica enchiriadis« aus dem 9. Jahrhundert ins Spiel, ein praktisches Handbuch zur mehrstimmigen Improvisation, das wohl in der Benediktinerabtei Werden an der Ruhr entstand. Da wird minutiös das Erfinden einer zweiten Stimme zu einer vorgegebenen gregorianischen Gesangsweise beschrieben und die Art, wie die Stimmen kunstvoll ineinander verschränkt werden können. Eine musikalische Reise zwischen Werden und Santiago, zwischen Improvisation und Interpretation.
Improvisierte Mehrstimmigkeit des Mittelalters auf dem Jakobsweg zwischen der Abtei Werden und der Kathedrale von Santiago de Compostela
Per-Sonat
Sabine Lutzenberger, Mezzosopran & Leitung
Aufnahme vom 16. November 2024 aus den Flottmann-Hallen Herne
Moderation: Gela Birckenstaedt
Redaktion: Richard Lorber