Abenteuerliche Reisen nach Indien oder Ägypten, eine Faszination für Religion, Geschichte und Kultur, ein Schreib-Talent für schaurige Geschichten und eine überbordende Fantasie für Erzählungen und Romane im Horror-Genre: Der deutsche Schriftsteller Hanns Heinz Ewers war ein äußerst produktiver Autor, seine Werke geprägt von den unterschiedlichsten Einflüssen wie dem Symbolismus, Okkultismus und Expressionismus. Genau wie für unseren lebenslustigen Protagonisten Ewald Heine hielten die 1920er Jahre einiges für Ewers bereit: zwischen Opium, Absinth, Erotik und Exotik pflegte Hanns Heinz Ewers einen extravaganten, unkonventionellen Lebensstil.
Gleichzeitig ist er eine umstrittene historische Persönlichkeit. Geboren 1871 in Düsseldorf, wurde Hanns Heinz Ewers zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein berühmter Avantgardist. Ein Star der Goldenen 20er Jahre, mit vielfältigen Begabungen: Ewers experimentierte nicht nur mit Genussmitteln wie Opium, Meskalin und Morphium, sondern verwirklichte sich auch beruflich als Filmemacher, Schriftsteller, Kabarettist, Tänzer oder Herausgeber. Literatur und Philosophie, Psychologie, Hypnose und Okkultismus zogen ihn in ihren Bann. Er setzte sich für Gleichheit und Freiheit ein, engagierte sich für Homosexuelle, Libertinage und Anarchie.
Mit der Ermordung des Schriftstellers und liberalen Politikers Walter Rathenau verlor Ewers jedoch eine wichtige Identifikationsfigur und trat 1922 in die Deutschnationale Volkspartei ein. Dort kam er in Kontakt mit konservativen und nationalsozialistischen Kräften und stieg zum NS-Propagandist auf. Da Ewers' Schriften jedoch frei von antisemitischer Hetze blieben und er sich gegen Änderungen wehrte, wurden seine Werke beschlagnahmt und kamen auf den Index. Hanns Heinz Ewers erhielt ein Schreib- und Publikationsverbot. Mit der Verabschiedung der Nürnberger Gesetze 1935 brach Ewers endgültig mit den Nationalsozialisten und verhalf verfolgten jüdischen Freunden zur Flucht. 1943 starb Ewers in seiner Berliner Wohnung, vermutlich an Lungenkrebs. Heute zählt er zu den vergessenen Größen der deutschen Literaturgeschichte.