Ahoi - Gruß unter Seeleuten, wird sowohl bei der Begrüßung als auch beim Abschied verwendet.
Achtern - Hinterer Teil des Schiffes. Als achterliche See bezeichnet man Seegang, der dem Schiff folgt, achterlicher Wind ist Rückenwind.
Äquatortaufe - Ritual unter Seeleuten, wenn sie zum ersten Mal den Äquator überqueren. Ein eher derbes Ritual, bei dem der Seemann/die Seefrau mit stinkenden Flüssigkeiten eingerieben wird und einen nautischen Spitznamen bekommt. Ähnliche Rituale finden sich auch bei der Polartaufe.
Backbord - Linke Seite des Schiffes. Gegensatz von Steuerbord. Als Eselsbrücke wird häufig - heute eher scherzhaft - mit einer Ohrfeige beziehungsweise einer Backpfeife gedroht, falls die Matros:innen Backbord und Steuerbord verwechseln: Dann läuft die linke Backe rot an - vorausgesetzt, der/die züchtigende Ausbildende ist Rechtshänder:in.
Breitseite - Gemeinsames Abfeuern aller Kanonen auf einer Seite des Schiffes.
Crew - Mannschaft eines Schiffes. Im Segelzeitalter wurden deutlich mehr Crew-Mitglieder benötigt, als es für die heutige weitestgehend automatisierte Schifffahrt erforderlich ist. So besaßen die Einhaltung der Borddisziplin, langfristige Bevorratung der Mannschaften, Reparatur und Erhaltung des Schiffes mit Bordmitteln während der Reise eine andere Rolle, als es heute der Fall ist.
Deck - Ebenen eines Schiffes, auf denen man laufen kann. Als Batteriedeck bezeichnet man bei alten Kriegsschiffen ein tiefergelegtes Deck, auf dem Kanonen aufgestellt wurden. Durch den tieferen Schwerpunkt konnten mehr Kanonen transportiert werden, ohne die Kentergefahr zu steigern.
Dippen - Grußform zwischen Schiffen, bei denen die Flagge halb heruntergeholt und anschließend wieder gehisst wird. Grundsätzlich grüßen kleinere Schiffe größere zuerst.
Entern - Gewaltsame Eroberung eines Schiffes. Die Pirat:innen des 17. und 18. Jahrhunderts beschossen dafür die gegnerische Takelage mit Kettenkugeln - zwei Eisenkugeln, die durch eine Kette verbunden waren. Sie sollten die Seile durchtrennen oder die Masten einreißen und das angegriffene Schiff dadurch bewegungsunfähig machen. Sobald der Gegner langsamer wurde, näherte man sich, warf Enterhaken, die sich an Deck und Reling verfingen, und zog das Schiff dicht heran. Danach wurde mit Musketen und Entermessern gestürmt. Bei Erfolg konnte das Schiff dann als Prise erbeutet werden.
Fock - Vorsegel, das sich vor dem Mast befindet. Die Einführung des Focksegels bewirkte die Vergrößerung der Segelfläche, wodurch die Fahrtgeschwindigkeit erhöht und die Segeleigenschaften verbessert wurden.
Freibeuter:innen - Im Gegensatz zu Pirat:innen ist es Freibeuter:innen von der Regierung, einer Kommission oder durch Kaperbriefe erlaubt, Handelsschiffe feindlicher Nationen zu überfallen und auszuplündern. Freibeuter:innen wurden von den großen Seefahrernationen als billige Alternative und Ergänzung zur Kriegsmarine eingesetzt. So konnten feindliche Schiffe kostengünstiger angegriffen und vernichtet werden.
Galionsfigur - Unter dem Bugspriet angebrachte Figur, die Glück bringen soll. Meist in Form einer hübschen Frau. Im Aberglauben von Seeleuten soll die Figur den Kurs des Schiffes beobachten und es vor Unglück bewahren.
Havarie - Unglücke an Bord, wie z.B. leck schlagen, Mastbruch etc.
Heuer - Lohn der Seefahrer:innen. In früheren Zeiten wurde der Heuervertrag per Zuruf zwischen Kapitän und Seemann/Seefrau geschlossen. Da Heuerverträge leicht geschlossen und leicht gelöst wurden, spricht man bis heute von "Heuern und Feuern".
Hundewache - Wache zwischen Mitternacht und vier Uhr.
Jolly Roger - Bezeichnung der Piratenflagge. Sie wird, in Anlehnung an den britischen Union Jack, auch Black Jack genannt. Der Ursprung des Namens Jolly Roger ist unbekannt. Möglicherweise stammt er aber vom französischen "joli rouge" (hübsches Rot) ab, da die ersten Pirat:innen eine blutrote Flagge hissten als Zeichen, dass sie alle töten würden, falls sich die Besatzung des Beuteschiffes nicht sofort ergeben sollte.
Kapern - Als Kaperei werden Plünderungen auf See von dazu staatlich beauftragten Seefahrer:innen gegenüber feindliche Flotten bezeichnet. Die kapernden Seefahrer:innen waren dazu berechtigt, die Beute ganz oder teilweise einzubehalten. Die Kaperei ist von der Piraterie zu unterscheiden - Pirat:innen handeln außerhalb des Gesetzes und entscheiden selbst, welche Schiffe sie entern und wie sie die Beute verwenden.
Kaventsmann - Große Welle/Monsterwelle. Kleinere Schiffe können vom Kaventsmann "verschluckt" oder "zerschlagen" werden, und auch für Großschiffe stellen Monsterwellen eine ernste Gefahr dar, da sie unter der Welle sogar auseinanderbrechen können. Lange Zeit galten Kaventsmänner als Seemannsgarn, bis Satellitenaufnahmen und andere Messungen ihre Existenz bewiesen. Erst seit 1995 sind sie anerkannt und werden intensiv erforscht.
Kielholen - Bestrafung in der Seefahrt. Das Opfer wird an einem Tau einmal unter dem Rumpf des Schiffs durchgezogen. Diese Strafe endete meist tödlich. Entscheidend war unter anderem, wie schnell am Seil gezogen wurde und ob der zu Strafende selber schwimmen oder tauchen konnte, um ausreichend Abstand zum Rumpf zu halten.
Kielwasser - Fahrrinne eines Schiffes. "Im Kielwasser schwimmen" bedeutet auch so viel wie: dicht auf den Fersen sein.
Klabautermann - Meist ein gutmütiger Schiffskobold. Der Klabautermann warnt den Kapitän bei Gefahren und treibt gerne Schabernack.
Löschen - Das Schiff entladen.
Mast- und Schotbruch - Vergleichbar mit "Hals- und Beinbruch" und bedeutet so viel wie "Viel Glück".
Nassau - Die Hauptstadt der Bahamas war im frühen 18. Jahrhundert ein wichtiger Stützpunkt vieler Pirat:innen, von dem aus sie ihre Raubzüge starteten. Hier riefen sie auch die "Republik der Piraten" aus, die durch ihren eigenen informellen Pirat:innen-Kodex regiert wurde.
Pirat:in - Als Pirat:in werden Menschen bezeichnet, die feindlich und gewalttätig Schiffe überfallen, ausrauben und sich zu eigen machen. Das Wort "Piraterie" stammt ursprünglich aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt "Angreifer".
Plattfuß - Die Wachaufteilung zwischen 16 und 20 Uhr. Der erste Plattfuß geht von 16 bis 18 Uhr und der zweite von 18 bis 20 Uhr. Diese beiden Kurzwachen wurden beim vierstündigen Wachrhythmus eingesetzt, um zu vermeiden, dass dieselben Seeleute stets die gleichen Wachzeiten hatten.
Prise - Beute, die beim Kapern eines Schiffes gemacht wird. Der Ausdruck stammt aus dem Französischen und bedeutet "nehmen". In der Regel wurde die Prise nach Rang aufgeteilt. Für Einzelne blieb dabei häufig nur so wenig übrig, dass das Wort zum Synonym für kleine Mengenangaben wurde.
Reling - Geländer auf dem Schiff. Bei einigen Schiffstypen werden bei schwerer See zusätzliche Sicherungsnetze aufgezogen, die sogenannten Leichenfänger.
Ruder - Drehbare Metallplatte, die unter dem Heck angebracht ist, und die Richtung der Fahrt bestimmt. Der Begriff wird auch für das Ruderrad verwendet, mit dem man das Ruder von Deck aus bewegen kann.
Seelenverkäufer - Begriff für ein fahruntüchtiges Schiff, welches dennoch in See stechen möchte und die "Seelen" der Besatzungsmitglieder "verkauft".
Shanghaien - Gewaltsames Rekrutieren von Seeleuten. Meist werden diese in Kneipen betrunken gemacht, und sobald sie erwachen, sind sie bereits auf hoher See.
Steuermann - Erster Offizier und ständiger Vertreter des Kapitäns. Er ist für die Navigation verantwortlich.
Topp - Höchster Punkt des Schiffes, meist die Spitze des Schiffsmastes.
Über die Planken gehen - Hinrichtungsform auf einem Piratenschiff. Dabei wird eine Planke über die Reling gelegt und die Verurteilten werden gezwungen mit gefesseltem Oberkörper und Armen so weit zu gehen, bis sie hinabfallen und ertrinken.
Vogelnavigation - Navigation per Orientierung an den Vögeln. Freilebende Seevögel halten sich in Küstennähe auf. Häufig wurden zur Vogelnavigation Vögel mit an Bord geführt, die Richtung Land flogen, sobald man ihren Käfig öffnete.
Weißer Hund - Hohe Welle, die über das Deck hinweggeht.
Xebec (Auch Schebecke) - Segelschiff, das im 18. Jahrhundert vorwiegend von Pirat:innen genutzt wurde.
Yo-ho! - "Hau Ruck!"-Ausruf
Zeug - Umgangssprachliche Bezeichnung für Bekleidung der Seefahrer:innen.