Nach einer langen musikalischen Pause von siebzehn Jahren meldet sich Manu Chao, der französisch-spanische Weltstar, mit seinem neuen Album "Viva Tu" zurück. Richtig bekannt wurde er Ende der 90er und Anfang der 2000er Jahre durch Hits wie "Me Gustas Tu", "Bongo Bong" und "Clandestino", die ihn zu einem Symbol der globalen Musikszene machten. Doch nach diesem Riesenerfolg wurde es ruhiger um ihn. Jetzt bringt er wie gehabt seine politischen Botschaften und Sommersounds zurück ins Rampenlicht.
Der Alltagskampf und soziale Themen
Das neue Album bleibt Manu Chaos Tradition treu, soziale und politische Themen anzusprechen. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist der Song "São Paulo Motoboy", in dem er den Alltag von Motorradkurieren in São Paulo thematisiert, die gefährliche Strecken und schlechte Arbeitsbedingungen bewältigen müssen. Für Manu Chao ist dieses Thema persönlich, weil er selbst vor seiner Musikkarriere als Kurier in Paris arbeitete. Der Track ist poetisch und eine Hommage an die Unsichtbaren der Gesellschaft. Das Highlight des Albums. Auch in "River Why" geht es um kritische Themen wie Neoliberalismus und die menschengemachte Klimakrise – hier symbolisiert ein vertrockneter Fluss das Versagen des Systems.
Musikalische Vielfalt und der "Mestizo-Stil"
Musikalisch kehrt "Viva Tu" zu Manu Chaos selbstbenanntem "Mestizo-Stil" zurück, der eine eklektische Mischung aus karibischen Rhythmen, lateinamerikanischen Klängen und europäischen Einflüssen ist. Dieser Stil entstand durch die Migrationsprozesse zwischen Lateinamerika und Europa. Manu Chao singt wie gewohnt in mehreren Sprachen – Spanisch, Französisch, Englisch und Portugiesisch – und lässt die Vielfalt seiner Identität als Globetrotter aufleben.
Junge Hörer:innen wird das Album aber schwerer gewinnen, denn Manu Chao verlässt sich zu sehr auf seinen altbekannten Sound und seine einfachen Texte. In den 90ern war er wegbereitend, um globale Klänge im europäischen Mainstream zu etablieren. Das soll ihm gedankt sein. Aber dieses Modell zieht nicht mehr: die ständig wiederholte Phrase "Viva Tu", eine Aufforderung zum Leben, ist zu platt. Damit mutieren einige Songs zur geeigneten Hintergrundmusik für Hippie-Hostels am Strand, in denen banale Duschgedanken als bahnbrechende Lebensweisheit ausgetauscht werden.
Spannende Kollaborationen und moderne Einflüsse
Trotz der Rückbesinnung auf bekannte Muster bringt "Viva Tu" auch ein paar frische Klänge durch spannende Kollaborationen. Eine der überraschendsten ist die Zusammenarbeit mit der Country-Legende Willie Nelson auf dem Track "Heaven’s Bad Day". Diese Mischung beweist, dass Chao seinen Sound doch aufbrechen kann und für den diesjährigen Country-Boom zu begeistern ist. Außerdem hat Manu Chao die französische R&B-Sängerin Laeti für mehrere Songs des Albums gewonnen, was der Platte ebenfalls frische und moderne Impulse verleiht.
"Viva Tu" ist hauptsächlich eine Rückkehr zu Manu Chaos altbewährtem Stil. Seine politischen Botschaften sind nach wie vor präsent und trotz der Kritik an der Einfachheit einiger Texte bleibt das Album ein wichtiger Kommentar auf die moderne Welt. Mit geeignet modernem Sound könnte dieser aber noch mehr Generationen mitreißen.