Think Big! - Burna Boy: "I Told Them"

Stand: 25.08.2023, 16:55 Uhr

Burna Boy ist der Superstar des Global Pops und hat mit einem Mix aus Afrobeats, R&B und Dancehall die Welt erobert. Auf seinem siebten Album "I Told Them" verbindet der Nigerianer 90er Nostalgie mit Texten über Erfolg, Struggle, Zweifel und Liebe.

Von Adrian Nowak

"I told them I'm a genius, I had to show them what the meaning is, 100.000 hands where the ceiling is. With the drip, I am the flyest" Burna Boy

Er ist ein Genie, dem 100.000 Fans die Hände entgegenstrecken. Bescheiden beginnt Burna Boy sein neues Album nicht gerade. Zu akustischen Gitarren und dezenten Percussions berichtet der "African Giant" von Zweiflern, die ihn für verrückt hielten und seinem beeindruckenden Erfolgsweg.

1991 ist er als Damini Ogulu in der Hafenstadt Port Harcourt zur Welt gekommen, 2012 hatte er mit dem eingängigen "Like To Party" seinen ersten Hit. Im Zuge des weltweiten Erfolgs der Afrobeats-Sounds aus Westafrika wurde Burna Boy zur Gallionsfigur der Szene. Er hatte Hits mit Popstar Ed Sheeran, UK-Rap-Ikone Stormzy oder arbeitete mit afrikanischen Superstars wie Angelique Kidjo. Es folgten erfolgreiche Auftritte auf der ganzen Welt, 2022 füllte er sogar den Madison Square Garden in New York. Da sangen im großen Finale Tausende Fans seinen Hit "Last Last", der auf einem Sample der 90er R&B-Ikone Toni Braxton basiert. 

Neunziger Nostalgie und Naija Pop 

R&B-Vibe und die Stadt New York spielen auch eine besondere Rolle auf seinem neuen Album "I Told Them". In "Sittin' On Top Of The World" benutzt er den Beat von "Top Of The World", 1998 ein Hit für Brandy & Mase, in "Cheat On Me" samplet er den Soulsänger Kwabs und der neue Hit "Big 7" arbeitet mit Drums, die ein wenig an Rihannas "Umbrella" erinnern. Damit beweist Burna Boy, was viele schon geahnt haben: Afrobeats ist der neue R’n‘B.  Die sanften Melodien, die unbeschwerten Texte rund um Party und Liebe, der Hochglanzsound - das holt viele Leute ab.

Big im Big Apple

Das Video zu "Big 7" hat Burna Boy direkt im Big Apple gedreht, und es gibt viele Referenzen an das New York der 90er. Er spielt Basketball, isst 'ne Pizza mit Busta Rhymes, und in Szene gesetzt wurde das Ganze auch noch von Benny Boom, der auch Clips für 50 Cent oder Nas gedreht hat.

Burna Boy versucht sich richtig in den USA zu etablieren, hat Afrika dabei allerdings nicht vergessen.

Afrobeats 3.0

Auf Songs wie "On Form" oder "Dey Play" hören wir treibende Afrobeats, es gibt afrikanische Chorgesänge, akustische Lagerfeuermomente, sowie Texte auf Yoruba oder Pidgin English. Und mit "Giza" einen durchgeknallten und treibenden Amapiano Song, inspiriert vom Hypesound aus Südafrika.

In seinen Texten gibt er den super-erfolgreichen "Ladies' Man", singt über das Erreichte, teure Uhren, ausschweifende Partys oder erinnert sich an seine Badboy-Vergangenheit.

Aber es gibt auch nachdenkliche oder verletzliche Momente. In "Cheat on me" feat Dave geht es um Reisefreiheit und in "Big 7" erinnert er an verstorbene Weggefährten wie den Modedesigner Virgil Abloh oder den indischen Künstler Sidhu Moose Wala.

Burna Boy ist der neue Mainstream

Doch all die Big Moves vom Burna wirken überhaupt nicht verkrampft oder als Versuch sich an die Popwelt anzupassen. Erstmal ist Burnas Brummbärstimme viel zu cool, um ins süßliche abzudriften. Zweitens ist die ganze Produktion sehr experimentierfreudig und nicht so glatt wie der Vorgänger "Love, Damini".  Dafür sorgen zwischendurch wilde Kungfu-Geräusche oder schräge Skits. In einem Interlude spricht sogar RZA vom Wu-Tang Clan über die "12 Jewels" , also 12 Dinge, die wir Menschen im Leben anstreben sollten.

"I Told Them" zeigt, dass Burna Boy es nicht nötig hat sich an den Mainstream anzubiedern. Es ist eher umgekehrt: Der Mainstream muss jetzt schauen, dass er nicht den Anschluss an Afrobeats verpasst. Und Burna Boy führt diese Welle an!