Fünf Songs, die die Welt jetzt braucht

Stand: 06.12.2024, 10:00 Uhr

Trettmann und Jassin sammeln Geld für die Opfer von rechter Gewalt, Bad Bunny fühlt sich trotz Clubstimmung leer und Tyla kehrt zu ihren südafrikanischen Roots zurück – das sind unsere fünf Songs der Woche!

Trettmann x Jassin – Nach Hause komm

"Immer wenn ich nach Hause komm, hat meine Mum ne neue Falte im Gesicht", singen Trettmann und Jassin in ihrem neuen gemeinsamen Song. In "Nach Hause komm" geht es um rechte Gewalt und wie die beiden sie in der Vergangenheit erlebt haben. Seine Kindheit und Jugend im Osten hat Trettmann schon häufiger thematisiert und davon erzählt, wie er sich immer wieder mit Nazis angelegt hat. Jassin ist auch in der ostdeutschen Kleinstadt aufgewachsen und hat schon in seiner Debütsingle "Wellness am Scherbenmeer" über seine Rassismus-Erfahrung gesprochen. "Nach Hause komm" ist aber nicht nur ein Austausch über Gemeinsamkeiten, sondern leistet auch Aufklärungsarbeit: Am Ende des Videos werden kurz einige Fälle von rassistischer Gewalt seit der deutschen Wiedervereinigung aufgelistet, wie z.B. der Tod von Oury Jalloh oder das rechtsextreme Attentat von Mölln. Mit dem Video gibt es außerdem eine Spendenaktion, deren Einnahmen an Organisationen gehen, die sich gegen rechte und rassistische Gewalt einsetzen und Demokratie fördern.  

Bad Bunny – El Clúb

Bad Bunny ist zurück mit einem neuen EDM-Banger über gescheiterte Liebe. Und die Fans im Netz werden nicht müde, nach Hinweisen zu suchen, um wen es wohl diesmal geht. Relativ sicher scheinen sie die Anhänger:innen von Bad Bunny zu sein, dass "El Clúb" der Ex-Freundin Gabriela Berlingeri gewidmet ist. Einige Beweise gibt es, zum Beispiel den Auftritt eines Beagles, den er sich einst mit seiner Ex teilte oder Szenen aus einem Restaurant, wo die beiden in der Vergangenheit zu sehen waren. So oder so: Das Video liefert ordentlich Anschauungsmaterial. Zum Beispiel geht das Schlafzimmer des Sängers in Flammen auf, während er in der Nacht eine kleine Schatztruhe im Wald vergräbt und die Stelle mit einer Flagge seiner Heimat kennzeichnet. Dazu gibt es Schnittbilder von Bad Bunny, wie er Bad Bunny küsst, Szenen, die an Horrorfilme aus den Nullerjahren erinnern oder Neugeborenen, die mit Stempeln versehen werden. Am Ende streift Bad Bunny dann tatsächlich wie der King durch den Club – alle denken, es geht im gut. In Wahrheit fühlt er sich aber einfach nur leer und innerlich tot. Das neue, aber noch recht unspezifische Projekt "DTmF" soll laut Ankündigung im Clip dann 2025 erscheinen.

Tyla feat. Tony Duardo, Optimist Music ZA, Ez Maestro – Shake Ah

Nach all dem Buzz, den Tyla in den letzten zwölf Monaten auf der ganzen Welt eingefahren hat, kehrt die Südafrikanerin mit ihrer neuen Single jetzt in ihre Heimat zurück. "Shake Ah" liefert einen Amapiano-Sound wie aus dem Bilderbuch, für den sie aber nicht ganz alleine verantwortlich ist. Denn dafür hat sich die Sängerin die Hilfe von gleich drei upcoming Amapiano-Stars zur Seite geholt, Tony Duardo, Optimist und Ez Maestro, die sich gerade allesamt auf dem sicheren Weg an die Speerspitze des Genres befinden. Der Track, der als Opener der Deluxe-Version von Tylas Debütalbum dient, hat fast schon was ekstatisch Psychedelisches, vor allem, wenn man das dazugehörige Video anschaut. Das wurde zwar nicht in den Clubs von SA gedreht, dafür aber in einer brasilianischen Favela, die mindestens genauso viel Party-Vibes zu bieten hat. Im Stil des carnaval do Rio tanzt sich Tyla im glitzernden Kostüm durch die Menge und bringt alle um sich herum zum Schwitzen.  

Nilusi – Boru Kata

Vor zehn Jahren war Nilusu mit dem französischen Projekt Kids United und dem damals erschienen Charity-Song "On Ecrit Sur Les Murs" zum ersten Mal in Erscheinung getreten. Mittlerweile ist sie 24 und macht ihre ganz eigene Musik, wie sie jetzt mit ihrem Debütalbum "Lettre à l'Univers" beweist. Dafür hat sie sogar den Segen von US-Producer-Koryphäe Timbaland bekommen, der das Album in einem Livestream auf Instagram gehört und für ziemlich gut befunden hat. Das Besondere? Nilusi zollt mit dem Album ihren sri-lankischen Roots Tribut und stellt die Tradition genauso in den Mittelpunkt wie R'n'B-Tunes im Stil von Timbaland. Gesungen wird auf Englisch, Französisch und Singhalesisch, der Sprache ihrer Eltern. Sie selbst lebt und ist in Paris aufgewachsen. Wie das dann klingt, zeigt auch die Single "Boru Kata", die jetzt mit einem Video versehen wurde. Mal tanzt Nilusi auf den Straßen Sri Lankas, mal zeigt sie sich mit ihren Tänzerinnen in traditionellen Saris. Thematisch wird in "Boru Kata" aber ganz klassisch für R'n'B das Ende einer Liebe abgearbeitet.

Fuse ODG – We Know It’s Christmas (Band Aid Reply)

1984 schrieb Bob Geldof "Do They Know It's Christmas" und sammelt seitdem unter dem Band-Aid-Banner "Spenden für Afrika". Was erst mal nach einem guten Zweck aussieht, gerät im Jahr 2024 auch mit Blick auf die Neuauflage zum 40. Jubiläum immer häufiger in die Kritik. Aus vielen Gründen – White Saviorism und die Tatsache, dass Afrika als ein Land gesehen wird und damit die kulturelle Vielfalt und auch Unterschiede des Kontinents im Grunde wegignoriert werden, sind nur zwei davon. Fuse ODG, einer der größten Stars der Musikszene Ghanas, will mit seinem Song "We know it's Christmas" eine Gegenantwort auf den umstrittenen Song liefern. "African problems need to be solved by africans", sagt er während eines Auftritts in einer britischen Talkshow und bekommt dafür viel Zuspruch. Es sei wichtig, dass die Menschen Afrikas die Lösung liefern. Ein Ansatz ist der neue Song von Fuse ODG, der auf positive Afrobeats-Vibes setzt und außerdem feiert, wie weit die Entwicklungen auf dem Kontinent gekommen sind. Fuse ODG wurde vor zehn Jahren selbst von Geldof für die 2014er Version von Band Aid angefragt, hat die Zusammenarbeit aber abgelehnt, denn afrikanische Menschen sollten ihre Geschichten selbst erzählen können.