Fünf Songs, die die Welt jetzt braucht

Stand: 04.10.2024, 10:00 Uhr

Tierra Whack will auf ein Date ins Kino, Tshegue machen die Straßen von Paris unsicher und Lapili & Yendry setzen sich gegen häusliche Gewalt ein – das sind unsere fünf Songs der Woche!

Tierra Whack – Moovies

Dass Tierra Whack ihr letztes Album "World Wide Whack" veröffentlicht hat, liegt mittlerweile schon ein paar Monate zurück. Dennoch legt die Rapperin aus Philadelphia jetzt einen neuen fantasievollen Clip zum Album nach, mit dem sie an ihre letzte Video-Veröffentlichung "Two Night" anknüpft. Denn am Anfang ist Tierra in "Moovies" wieder als riesiger silberner Luftballon zu sehen – aus dem aber jetzt die Luft raus ist. Nach kurzer Verwandlung in Normalgröße erfahren wir darin einiges über ihr derzeitiges Dating-Leben. Und so viel sei schon mal verraten: Es scheitert am Minimum. Denn Tierras Love Interest lädt sie nie ins Kino oder zum Essen ein, obwohl das die absoluten Dating-Klassiker sind. Deshalb weicht Tierra im Video dazu auf andere Dates aus und lässt sich – mittlerweile selbst animiert – von zahlreichen Cartoon-Charakteren einladen, darunter auch das Philadelphia Phillies Maskottchen, vom heimatlichen Baseball-Team. Aber so richtig funken, will es einfach nicht. Bis sie auf ein ganz besonderes Wesen trifft.

Tshegue – Shuffle

Mit ihrem Sound aus Afropunk, Afrobeats, Tribal und Garage finden Tshegue längst nicht mehr nur in den Banlieues von Paris statt. Das beweist auch die neue Single "Shuffle", mit der Sängerin Faty Sy Savanet und Produzent Nicolas "Dakou" Dacunha die Straßen der französischen Metropole auseinandernehmen. Wie bei einer spontanen Block-Party tönt der neue Sound aus den Boxen. Und lange muss die Gang nicht warten, bis sich eine Traube Menschen um sie versammelt. "Shuffle" erinnert dabei mit seinen radikalen Bässen an düsteren Clubsound, der gleichzeitig weiß, gut nach vorne zu gehen. Auch hier sieht und hört man das Treiben der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa deutlich raus, denn dort ist Sängerin Faty bis zu ihrem neunten Lebensjahr aufgewachsen. Darum geht es auch in den Lyrics von "Shuffle". Die kubanischen Roots von Dakou tun in Sachen Produktion ihr Übriges, wenn treibende Bantu-Rhythmen dazukommen. Am 11. Oktober gibt es noch mehr Afropunk Vibes und Heat-Tunes für den Dancefloor, denn dann erscheint die neue EP "Argent".

Lapili & Yendry – Lágrimas de Sequía

Für "Lágrimas de Sequía" haben sich Lapili und Yendry für ein ernstes Thema zusammengeschlossen. Der Track heißt übersetzt nämlich "trockene Tränen", die sollen metaphorisch für den unterdrückten Schmerz stehen, den viele Frauen durchmachen. Lapili aus Spanien und die dominikanisch-italienische Sängerin Yendry wollen damit den Fokus auf das Thema häusliche Gewalt lenken. Denn was zu Hause passiert, bleibt oft zu Hause, so die Sängerinnen. Das Projekt sei für Lapili sehr stark gewesen: "Ich wurde mit sehr viel in mir selbst konfrontiert und mit meinen vererbten Wunden", sagt sie darüber. Im dazugehörigen Clip sind die beiden im kastilischen La Mancha zu sehen, deren Ästhetik vor allem durch seine Windmühlen geprägt ist. Dazu kommen traditionell spanische Trachten und Seguidilla-Einflüsse. Lapili hat übrigens angekündigt, dass der Song Teil eines dreiteiligen Mixes sein wird.

Melike Şahin – Canın Beni Çekti

Jahrelang war Melike Şahin vor allem als Sängerin von Baba Zula bekannt und prägte den von der Band aus der Taufe gehobenen Oriental Dub. Mittlerweile hat sie sich in türkischen Indie-Kreisen aber vor allem als Solokünstlerin etabliert – und sich damit auch in Sachen Sound selbstständig gemacht. "Merhem", das erste Soloalbum, erschien 2021 – mit dem tauchte Melike bereits in die nostalgischen Tunes der Siebziger- bis Neunzigerjahre ein und schuf damit ihren Trademark-Sound zwischen türkischem Psychedelic-Rock, Disco und Pop. Den Retro-Trip behält sie auch mit ihrer neuen Musik bei: "Canın Beni Çekti" schlägt mit eindringlichen 70s Keys, groovigen Bässen und melancholischen Lyrics in die Nostalgie-Kerbe, während Melike im dazugehörigen Clip chic im Stil von Audrey Hepburn durch die Straßen von Istanbul streift und sichtlich in Flirtlaune ist.

Chily - Je La Connais

In den letzten Jahren hat Chily die französische Rapszene mit Alben wie "5ème chambre" oder "Van Bommel" geprägt. Letzteres hatte er nach dem niederländischen Fußballspieler Mark Van Bommel benannt. Ein bisschen mit Augenzwinkern natürlich, dafür ist Chily bekannt. Und doch lieferte der niederländische Kicker mit seinem starken Charakter offenbar genug Inspo für den Rapper aus Chevilly-Larue unweit von Paris. Dort hatte er seine Karriere mit Rap-Straßenvideos gestartet – bis er damit schließlich viral ging. Der Rest ist Geschichte und Chily zu einem der zuverlässigsten Banger-Schmieden des rap français geworden. Lyrics auf Französisch, Bambara und Lingala kommen hier mit Einflüssen aus Afrobeats und Afropop zusammen. Die Melodien überzeugen auch auf "Je La Connais", dessen Clip den Franzosen in bester Laune mit der Squad zeigt.