Fünf Songs, die die Welt jetzt braucht

Stand: 12.07.2024, 16:00 Uhr

Dua Saleh veröffentlicht ihr erstes Album, Kitschkrieg machen Godwins Poesie fit für den Dancefloor und Nia Smith trifft eine wichtige Entscheidung – das sind unsere fünf Songs der Woche!

Dua Saleh – Want

Spätestens seit der Rolle in "Sex Education" dürfte Dua Saleh den meisten ein Begriff sein. In der Netflix-Serie verkörperte Saleh die Rolle des nichtbinären Characters Cal Bowman. Mit "I Should Call Them" kommt jetzt das erste Album von Dua raus, auf dem queere Liebe im Vordergrund steht. So geht es in "Want" zum Beispiel um eine Situationship, die eigentlich aussichtslos wirkt, aber trotzdem auf eine Art zur Selbstfindung beitragen kann. "Es ist eine Hymne für die Art von Beziehung, die vielleicht nicht zur richtigen Zeit passiert, aber sich so gut anfühlt, dass man gegen seine Intuition geht", sagt Dua über den Track. Mit dem Album lehnt Saleh sich in jegliche Emotionen rein und feiert sie förmlich. Als Featuregast ist auf dem Album zum Beispiel Serpentwithfeet mit dabei, mit dem Dua über Queerness gebondet hat. Denn beide haben in der Vergangenheit ihre Identität versteckt und dadurch eine starke Beziehung miteinander entwickelt – musikalisch wie persönlich.

Godwin & Kitschkrieg – Abeke

In der Kreativbranche ist Godwin längst kein Unbekannter mehr. Erst hatte der Nigerianer zusammen mit seinem Cousin das Produktionskollektiv "The Critics Company" gegründet, mit dem sie Science-Fiction-Filme produzieren und sogar schon mit Morgan Freeman zusammengearbeitet haben. Dann hat Godwin mit seinen Songcovern auf TikTok millionenfach Klicks eingefahren. Die perfekte Symbiose seiner Skills liefert jetzt nicht nur die Debüt-EP "Road To Nirvana", sondern auch das Video zum Track "Abeke", das auf allen Ebenen überzeugt. "Abeke" heißt auf Yoruba "jemand, um den man betteln würde", darin geht es um Schuldgefühle und Selbstreflexion. Die gesamte EP wurde von der Berliner Qualitätsschmiede Kitschkrieg produziert, die die poetischen Lyrics von Godwin fit für den Dancefloor machen.

Nia Smith – Personal

Lieber Seelenfrieden statt Drama – Nia Smith trifft mit "Personal" eine wichtige Entscheidung: gegen einen Mann, der ihr nicht guttut, dafür aber für sich selbst. Schlechte Energie und das Gefühl, dort nicht hinzugehören, sind klare Anzeichen dafür, einen anderen Weg einzuschlagen. So ganz schmerzfrei verläuft aber auch das nicht, wenn Nia betont, dass das mit der Trennung nichts "Persönliches" ist, aber es jetzt nun mal reicht. Gesanglich teilt sich die Sängerin aus Brixton dabei eine Genre-Schublade mit Jorja Smith und Mahalia, während sie in Sachen Sound auf Nu-R'n'B und Laidback-Dub-Riddims setzt. Dadurch schwingt in "Personal" trotz Liebeskummer eine Art Leichtigkeit mit. Auch gestützt durch den dazugehörigen Clip, in dem Nia mit ihrer Gang im Auto auf den Straßen ihrer Hometown unterwegs ist.

Nenny – Normal

Im portugiesischen HipHop, dem "HipHop Tuga", gehört Nenny seit 2019 bereits schon zum festen Bestandteil. "Tuga" deshalb, weil dieser in Zeiten der Kolonialisierung als abwertender Begriff gegenüber rebellischen Menschen aus den afrikanischen Kolonien genutzt wurde. Nennys Roots liegen auf den Kapverden. 2020 ist ihr erstes Album "Aura" erschienen, mit dem die Rapperin, die mittlerweile in Luxemburg lebt, in Sachen Sound so ziemlich alle Sparten des HipHop bedient hat: von Cloud bis hin zu Dancefloor-Trap-Bangern und Balladen. Dass das auch das Ergebnis ihrer großen Ambitionen ist, thematisiert sie in ihrem neuen Track "Normal". Darin betont Nenny, dass das Streben nach Größerem und hohe Standards zur Normalität gehören sollten, nicht zur Ausnahme. Und dass man mit ordentlich Selbstbewusstsein für sich kämpfen und gegen gesellschaftliche Vorgaben angehen kann.

LL Cool J – Passion

Mit "I Need A Beat" von LL Cool J ging 1984 eine der ersten Veröffentlichungen bei Def Jam Recordings über den Tresen. 40 Jahre später feiert die HipHop-Instanz ihren runden Geburtstag – mit einem neuen Release von LL Cool J. "Passion" ist der Teaser auf das kommende Album der New Yorker Rap-Legende, der nach zahlreichen Grammys, einem Stern auf dem Walk Of Fame und der Aufnahme in die Rock'n'Roll Hall of Fame eigentlich gar nicht mehr so viele Meilensteine zum Abhaken hat. "Passion" ist in Form und Klangfarbe ziemlich klassisch gehalten, erinnert an die Neunziger-Ära genauso wie an den Nullerjahre-HipHop. Trotzdem ist der Rapper aus Queens nicht in der Zeit stehen geblieben: "Ich bin quasi wieder zur Schule gegangen, was das Schreiben von Songs und das Rappen, das Arbeiten als MC mit dem Mic angeht", sagt er selbst über sein neues Album "The Force", das komplett von Q-Tip produziert wurde. Und das verspricht einige musikalische Kostbarkeiten zu enthalten: In "Passion" wird zum Beispiel "Sun Touch" von Jazz-Koryphäe Herbie Hancock gesamplet.