DJ Koze beschreibt sein neues Album selbst als eine Reise durch die Galaxie und die beste aller legalen Drogen. Klingt's denn so abgefahren? In gewisser Weise ja, das war der Ansatz. "Music Can Hear Us" ist für DJ Koze eine Art Flucht ins Außerweltliche, ein Versuch, einen eigenen Planeten zu erschaffen, der nichts mit unseren von Spotify geprägten Hörgewohnheiten zu tun hat. Nichts soll vorhersehbar sein: Darum finden wir darauf Amapiano aus Südafrika und Baile Funk aus Brasilien, aber auch melancholische Singer-Songwriter-Passagen und sogar rauen Drum'n'bass. "Music Can Hear Us" ist ein echter Trip.
Wenn es nach DJ Koze geht, dann ist dieses Album auch nur in dieser Reihenfolge am Stück durchhörbar. Im Random-Mode macht das Ganze gar keinen Sinn und ist wie ’ne verrückte Playlist von einem Durchgeknallten. Alleine die Auswahl der zahlreichen Gäste ist kurios: Damon Albarn aus UK, Arnim von den Beatsteaks, seine langjährige musikalische Muse Ada aus Hamburg und dann noch Gäste aus Spanien oder Japan. Eigentlich passt nichts zusammen, sagt der Produzent: Und dann passe doch alles zusammen. Und um es passend zu machen, saß er ganze sieben Jahre in seinem Studio, damit es wie aus einem Guss klingt!
Gerade für Leute, die Melancholie und Tiefgang als Zeitgeist empfinden und trotzdem nicht auf Beats verzichten möchten. Der britische Superstar von Blur und den Gorillaz ist eine Art Seelenverwandter, hat den Song "Pure Love" eingesungen. Auch der ist flüchtig, verspielt und treibend gleichzeitig. Damon Albarn muss an einer Stelle lachen. Koze hat den Part einfach draufgelassen, Albarns Stimme einen Vocoder-Filter verpasst: Wenn einer Damon Albarns Stimme verfremden darf – dann Koze!
Ein anderer zentraler Song ist "Wie schön du bist" mit Arnim von den Beatsteaks und den der Alternative-Band Düsseldorf Düsterboys: Das ist ein Cover des DDR-Sängers Holger Biege. Die Witwe des verstorbenen DDR-Soulmasters war davon zunächst gar nicht begeistert. Aber nachdem Sänger Arnim mit ihr ein Eis essen war, fand sie die Idee doch ganz gut. "Music Can Hear Us" ist ein bis ins kleinste Detail ausgetüfteltes Mixtape von einem Album, mit dem DJ Koze beweist, dass er immer noch einer der wichtigsten Musiker Deutschlands ist.
Seu Jorge rockt Berlin
Global-Pop-Highlight gestern Abend in Berlin-Kreuzberg: Der große brasilianische Samba-Innovator und COSMO-Liebling Seu Jorge stand im Tempodrom auf der Bühne. Auf die Bühne kam Seu Jorge im 70er-Jahre-Funky-Samba-Look.
Ein weißer Anzug-Zweiteiler, Flieger-Sonnenbrille und ein hellgrüner Seidenschal. Die tropische Coolness in Person. Der Mann aus Rio mit der bärbeißigen Bariton-Stimme hat den Abend mit seinen Klassikern gestartet, wie Mina do Condominio oder Carolina – Songs aus seiner frühen Diskographie –, er ging aber auch nahtlos zu Balladen über und nahm mal die Akustikgitarre in die Hand. Mit diesem Mix hatte er das ausverkaufte Tempodrom – also knapp 4000 Menschen – sofort in der Tasche.
Im Rücken seine Band: Fünfzehn Leute an Bläser-Sektion, Percussion, Keys, Gitarren: Das komplette Programm. Zusammen waren sie einfach eine eingespielte, geölte Rhythmus-Maschine. Das Konzert war eigentlich bestuhlt aber das hat nicht geklappt: Spätestens als Seu Jorge ein paar Brocken auf Deutsch sagte und dann auf Portugiesisch die brasilianische Community begrüßte, war kein Halten mehr. Es wurde von der Bühne mal gebeten, dass sich alle Menschen aus Brasilien melden, und da gingen schon die meisten Hände nach oben. Aber es waren natürlich auch viele Global-Pop-Fans und Brazil-Aficionados am Start. Superbunt, gut gelaunt und ausgelassen: Genau wie die Musik.
Russland verbietet Elton John AIDS Foundation
Seit Jahren verbietet Russland westlichen NGOs die Arbeit im Land. Jetzt hat es auch die Elton John AIDS Foundation getroffen. Die Stiftung ist jetzt eine "unerwünschte Organisation". Weil die Generalstaatsanwaltschaft ihr Propaganda westlicher Werte und Kritik an Russlands Politik vorwirft. Das bedeutet nichts anderes als ein offizielles Verbot. In der Begründung heißt es, die Stiftung verhalte sich negativ gegenüber einer Politik, die "traditionelle geistig-moralische Werte verteidigt." Die Generalstaatsanwaltschaft räumt zwar ein, dass die Stiftung andere Vereinigungen zur AIDS-Prävention und ‑Bekämpfung unterstützt. Ein Punkt, den die Generalstaatsanwaltschaft auch kritisiert, ist, dass Elton Johns Stiftung sich u. a. für queere Beziehungen, trans Personen und Familienmodelle abseits von Vater, Mutter, Kind einsetzt.
Einer der weiteren Vorwürfe lautet, dass sich die Stiftung zu Beginn des Krieges an einer Kampagne des Westens gegen Russland beteiligt habe. Die Elton John Foundation unterstützt auch in der Ukraine seit mehr als 20 Jahren Partnerorganisationen und hat seit Beginn des Krieges vor drei Jahren über vier Millionen US-Dollar an die Ukraine gespendet.
Bedeutung für die Menschen in Russland
Das Land ist im internationalen Vergleich verhältnismäßig stark vom HIV-Virus betroffen. Schätzungsweise leben dort etwa 1,2 Millionen Menschen mit HIV. In Deutschland sind es etwas unter einhunderttausend. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl ist der Wert in Russland also knapp sechsmal so hoch wie hier. Auch die Vereinten Nationen warnen vor der aktuellen Entwicklung in Osteuropa und Zentralasien. Weltweit geht die Zahl der Neuinfektionen seit Jahren zurück, aber in dieser Region steigt sie – besonders in Russland. Wenn gefährdete Gruppen wie die LGBTIQ-Community kriminalisiert werden und auch noch NGOs verboten werden, die dieser Gruppe bei der Prävention helfen, dann erschwert das den Kampf gegen Aids erheblich.
PinkPantheress im 19. Jahrhundert
Sängerin PinkPantheress aus Großbritannien hat ihren ersten Solo-Song des Jahres herausgebracht. "Tonight" heißt er und zum Release gibt es auch ein Musikvideo im Stil des 19. Jahrhunderts. PinkPantheress singt in einer königlichen Kulisse aus dem viktorianischen Zeitalter, zwischendurch sind auch moderne Elemente wie Breaking zu sehen. Der neue Song "Tonight" klingt wie gewohnt poppig und tanzbar. Der einzige Unterschied zu älteren Songs: Es ist mit fast drei Minuten der bisher längste Song ihrer Karriere. Normalerweise sind ihre Songs eine bis zwei Minuten lang. In einem TikTok-Video sagt PinkPantheress, dass die Leute sich nach diesem Song nicht mehr beschweren sollen, dass ihre Songs immer so kurz sind.
Viele Fans haben nicht so früh mit neuer Musik gerechnet, nachdem sie vor zwei Wochen auf Instagram ein neues Projekt für den 9. Mai angeteast hat. Ob es ein Album oder ein Mixtape wird, ist noch unklar. Aber sie will eine neue Ära beginnen, sagt sie im Trailer.