Global Pop News 09.12.2024

Syrische Musiker erleichtert über Assad-Sturz

Stand: 09.12.2024, 15:27 Uhr

Viele Menschen haben sich nach Assads Fall an den spontanen Feiern beteiligt | Lizzo gewinnt Rechtsstreit gegen Klägerin | Emilia Pérez räumt ab beim Europäische Filmpreis | Vergewaltigungsvorwurf gegen Jay-Z

Von Lukasz Tomaszewski & Anna Kravcikova

Bei Shkoon kommt Producer Torben aus Hamburg, Sänger Ameen ist 2015 vor Assad aus Syrien geflüchtet. Sie haben gestern (08.12.) ein Bild gepostet. Vom Saidnaya Gefängnis mit der Aufschrift "Heute werden die Vögel aus dir entfliehen, du hässliches Gefängnis." Die aufständischen Milizen haben in ihrem Marsch auf Damaskus Tausende von eingesperrten Regime-Gegnern befreit.

Auch die wohl bekannteste Sängerin des Landes, Assala, hat sich zu Wort gemeldet und auf ihren sozialen Netzwerken die syrische Fahne von vor der Assad-Diktatur gepostet.

Assala lebt seit Jahren im Exil. Sie unterstützt die Opposition und hat sich bereits vor dem Ausbruch des Bürgerkriegs 2011 immer wieder für die Menschen in Syrien eingesetzt. Ihre Musik war bis zuletzt im Land verboten. Sie betonte stets, dass sie nach dem Sturz der Diktatur in ihre Heimat zurückkehren wolle, um für ihr Volk zu singen.

Ob in Essen oder Berlin – viele Menschen haben sich an den spontanen Feiern beteiligt, darunter auch der Oud-Spieler Thabet Azzawi von der Banda Comunale aus Dresden. Als Arzt unterstützte er die Revolution und musste schließlich nach Deutschland fliehen.

"Der 8. Dezember ist ein neuer Geburtstag für Syrien. Das syrische Volk hat sowohl die Geißeln der Diktatur als auch die der islamistischen Herrschaft erlebt. Ich hoffe, dass die Lektionen aus der Geschichte gelernt wurden, sodass für das Land nur eine säkulare Demokratie als Ausweg aus seiner chronischen Krise bleibt. Die Hoffnung auf ein demokratisches Syrien ist groß. Für diesen Traum wurde ein hoher Preis gezahlt. Heute habe ich mit Hunderten Syrerinnen und Syrern in Berlin gefeiert." Thabet Azzawi

Lizzo gewinnt Rechtsstreit gegen Klägerin

US-Sängerin Lizzo hat einen Rechtsstreit gegen ihre ehemalige Garderoben- Assistentin gewonnen. Die hatte sie wegen Diskriminierung verklagt. Die Klagen gegen Lizzo hatten hohe Wellen geschlagen.

Es handelt sich tatsächlich erst einmal um einen Teilerfolg. Es gab zwei Klagen: zunächst die von drei Tänzerinnen und danach die der Garderoben-Assistentin Asha Daniels. In ihrer Klage behauptete Daniels, sie sei einer "unsicheren, sexuell aufgeladenen Arbeitsplatzkultur" ausgesetzt gewesen, außerdem Mobbing sowie sexueller und rassistischer Belästigung. All das soll sich während einer Europa-Tournee im Jahr 2023 zugetragen haben.

Ein Bundesgericht in den USA hat jedoch nun entschieden, dass Asha Daniels Lizzo nicht als Einzelperson verklagen kann. Der Grund: Die US-Arbeitsgesetze sind nicht anwendbar, wenn sich die mutmaßlichen Vorfälle in Europa ereignet haben. Zudem war Lizzo als Privatperson nicht ihre Arbeitgeberin. Deshalb bleibt die Klage gegen Lizzos Produktionsfirma weiterhin bestehen. Wir haben ausführlich über diese Klage berichtet, auch weil die Vorwürfe zunächst nicht zu der Künstlerperson Lizzo zu passen scheinen. Lizzo tritt als Künstlerin immer wieder gegen Rassismus, Sexismus und Bodyshaming ein. Sie gilt als empowernde Schwarze Frau. Doch die drei Tänzerinnen warfen ihr Mobbing, sexuelle Belästigung und die Schaffung eines "toxischen Arbeitsumfeldes" vor.

"Ich weiss, wie es sich anfühlt, tagtäglich zum Opfer von Body-Shaming zu werden, und würde auf keinen Fall eine Mitarbeiterin wegen ihres Gewichts kritisieren oder kündigen". Lizzos Kommentar damals auf Instagram

Einen Monat nach den Tänzerinnen reichte Daniels ihre Klage ein. Wie der Rechtsstreit mit den drei Tänzerinnen ausgeht, ist noch nicht klar. Im Januar wird darüber in den USA weiter verhandelt.

Emilia Pérez räumt ab beim Europäische Filmpreis

In der Schweiz wurde am Wochenende der Europäische Filmpreis verliehen. Und da hat der Musical-Film Emilia Pérez gleich fünf Auszeichnungen gewonnen. 

Unter anderem wurde der Film als bester europäischer Film des Jahres ausgezeichnet. Der französische Regisseur Jacques Audiard erhielt zudem Preise für die beste Regie und das beste Drehbuch. Auch der Schnitt des Films wurde prämiert. Die spanische Hauptdarstellerin Karla Sofía Gascón wurde für ihre Rolle in Emilia Pérez zur besten europäischen Schauspielerin gekürt. Emilia Pérez war damit der große Abräumer dieses Jahr. Der Film hatte zuvor bereits zwei Preise in Cannes gewonnen.

Der Plot des Films lässt sich kurz zusammenfassen: Ein mexikanischer Mafiaboss beginnt ein neues Leben – als Frau. Mit der Transition von Manitas zu Emilia will er seine früheren Verbrechen sühnen. Der französische Regisseur Jacques Audiard erklärt, dass er mit dem Film auch das gesamte Drama Mexikos thematisieren möchte: die tausendfachen unaufgeklärten Femizide und den tief verwurzelten Machismo.

Das klingt auf den ersten Blick vielleicht nicht nach einem Musical-Film, aber Musik spielt eine zentrale Rolle. Jacques Audiard war es wichtig, dass alle Lieder auf Spanisch gesungen werden – trotz der internationalen Produktion. Außerdem mussten die Songs die Handlung vorantreiben. Ein Beispiel dafür ist der Song "Estoy enamorada", der inhaltlich den Handlungsbogen des Films unterstützt.

Die Filmmusik selbst unterstreicht hingegen den Stil des Films. Interessant ist dabei der Kontrast zwischen den Songs und der Filmmusik: Die Lieder wirken wie ein Motor für die Handlung, dessen Tempo je nach Bedarf beschleunigt oder verlangsamt werden kann.

Übrigens: In einer der Hauptrollen ist Superstar Selena Gomez zu sehen. Ihr Vater ist Mexikaner, und daher spricht und singt sie fließend Spanisch – was perfekt zu ihrer Rolle passt.

Vergewaltigungsvorwurf gegen Jay-Z

Musikmogul P. Diddy steht seit Monaten in den Schlagzeilen – ihm werden unter anderem zahlreiche sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Nun hat eines seiner mutmaßlichen Opfer eine Zivilklage eingereicht, diesmal jedoch nicht nur gegen Diddy, sondern auch gegen Star-Rapper Jay-Z. Die beiden sollen die Frau im Jahr 2000 unter Drogen gesetzt und vergewaltigt haben. Zu diesem Zeitpunkt war das mutmaßliche Opfer erst 13 Jahre alt. Der Vorfall soll auf einer Party nach den MTV Music Awards passiert sein, die von Diddy veranstaltet wurde. Bereits zuvor hatte die Frau eine Klage gegen Diddy eingereicht, die nun erneuert wurde – mit Jay-Z als weiterem Beschuldigten.

Jay-Z hat bereits auf die Klage reagiert – und das mit einem untypischen Statement. Der Rapper weist die Vorwürfe entschieden zurück und spricht in einer ausführlichen Stellungnahme von "idiotischen" Behauptungen, die der Anwalt der Klägerin vorgebracht habe. Zudem erklärt er, dass er sich Sorgen um seine Familie mache, da er und seine Frau Beyoncé nun gezwungen seien, mit ihren Kindern über die Vorwürfe zu sprechen, da diese überall in den Medien kursieren. Jay-Z wirft dem Anwalt des mutmaßlichen Opfers zudem versuchte Erpressung und Betrug vor.

Jay-Z kritisiert in seiner Stellungnahme auch die Art der Klage. Es handelt sich um eine Zivilklage, bei der das mutmaßliche Opfer Schadensersatz fordert. Dies bedeutet, dass Jay-Z nicht strafrechtlich belangt wird, wie es bei einer Strafanzeige der Fall wäre. In seinem Statement schreibt er: "Die Vorwürfe sind so schwerwiegend – das sollte strafrechtlich verhandelt werden, nicht zivilrechtlich." Er stellt zudem die Frage: "Wer ein solches Verbrechen an einer Minderjährigen begeht, sollte weggesperrt werden. Meinen Sie nicht auch?"

Der Anwalt der Klägerin zeigt sich von Jay-Zs Aussagen unbeeindruckt. Er bezeichnet die Kritik an der Klage als eine Einschüchterungstaktik, die darauf abzielt, mutmaßliche Opfer zum Schweigen zu bringen. Doch laut dem Anwalt habe Jay-Zs Verhalten bei seiner Mandantin das Gegenteil bewirkt: Die Klägerin sei ermutigt und fest entschlossen, weiterhin gegen Diddy und Jay-Z vorzugehen. Der Anwalt betont jedoch, dass er die Fakten lieber "vor Gericht und nicht in den Medien ausfechten" möchte.

Neben der anonymen Frau vertritt der Anwalt über 100 weitere Personen, die Diddy verschiedene Straftaten vorwerfen. Er dürfte daher eine zentrale Rolle im Prozess gegen Diddy spielen, der für Mai nächsten Jahres angesetzt ist.