Global Pop News 22.11.2024

Klubkomm protestiert gegen Kölner Sparpläne

Stand: 22.11.2024, 11:08 Uhr

Haushalt 25/26 deutet schweren Zeiten für Klubs und Spielstätten an | New Jeans: Klage wegen Mobbing und Belästigung abgelehnt | Neue Musik: Michael Kiwanuka, Sun El Musician und Nicki Nicole

Von Vincent Lindig & Anna Kravcikova

Was macht eure Stadt eigentlich lebenswert? Schöne Cafés? Kinos und Museen? Bars und Klubs? Und was wäre die Stadt ohne all das?

In Köln stehen den Klubs und Spielstätten der Stadt schwere Zeiten bevor. Grund dafür ist der neue Entwurf für den Kölner Haushalt 2025 und 2026, der vor wenigen Tagen vorgestellt wurde. Das Dokument umfasst 2.500 Seiten und hat eine klare Kernaussage: Die Stadt muss an allen Ecken sparen – auch im Bereich Kunst und Kultur.

Von den Einsparungen sind zahlreiche Kulturprojekte drastisch betroffen. So wurden die Mittel für die Akademie der Künste der Welt im Jahr 2025 mehr als halbiert. Ab 2026 soll die Förderung sogar vollständig entfallen. Auch das Acht Brücken Festival wird nach dem neuen Entwurf ab 2026 keine Förderung mehr erhalten.

Ebenfalls betroffen ist die Interessenvertretung der Kölner Klubs, die Klubkomm: Bisher erhielt sie von der Stadt Köln Projektmittel in Höhe von 60.000 Euro. Diese sollen nach dem neuen Haushaltsentwurf komplett gestrichen werden.

"Es ist ja allgemein bekannt, dass insbesondere nach der Corona-Pandemie die Kosten im Veranstaltungs- und im Kulturbereich nahezu explodiert sind. Und unter dieser Situation leiden natürlich viele Clubs. Obwohl das Publikumsinteresse natürlich vorhanden ist, ist es gleichzeitig aber so, dass viele Menschen weniger Geld im Portemonnaie haben. Und das spürt natürlich auch die Clubszene. Insofern ist es wichtiger denn je, dass gerade die Politik, wenn sie Konzertspielstätten in Köln erhalten will, auch jetzt trotz der angespannten Haushaltslage ihre Unterstützung nicht streicht, damit wir in einigen Jahren hier nicht vielleicht auch ein Clubsterben erleben werden." Mankel Brinkmann zu den Kürzungen; 1. Vorsitzender der Klubkomm

Die Parteien  werden sich jetzt mit dem Haushaltsentwurf auseinandersetzen – da kann es also auch noch zu Änderungen kommen.

K-Pop Band New Jeans: Klage wegen Mobbing und Belästigung abgelehnt

Stellt euch vor, ihr beschwert euch über Mobbing und Belästigung am Arbeitsplatz – und dann heißt es: Ihr seid gar keine Angestellten, also kann das ja nicht stimmen. Genau das ist den südkoreanischen Superstars New Jeans passiert.

New Jeans haben in den letzten Jahren mehr Alben verkauft als jede andere K-Pop-Girlband und gelten als einer der bekanntesten Acts aus Südkorea. Doch hinter den Kulissen brodelt es gewaltig: Die Girlband steht seit Monaten zwischen den Fronten – im Zentrum stehen die Übernahme ihres Heimatlabels Ador durch das größere Label Hybe und Plagiatsvorwürfe. Angeblich habe Hybe eine Band nach dem Vorbild von New Jeans zusammengestellt und plane nun, die ursprüngliche Gruppe zu "canceln".

Die Folge? Eine toxische Arbeitsatmosphäre, die die Bandmitglieder massiv belastet. Diese Vorwürfe wurden bereits im Oktober vor dem Arbeitskomitee der koreanischen Nationalversammlung vorgetragen. Doch das Komitee kam zu einem überraschenden Schluss: Die Sängerinnen von New Jeans fallen als Celebritys nicht unter das südkoreanische Arbeitsrecht und haben deshalb auch nicht die gleichen Rechte wie Angestellte.

Der Grund? Laut dem Komitee gelten die Mitglieder nicht als Arbeitnehmerinnen, da sie keine klar geregelten Arbeitszeiten haben, keinen festen Lohn beziehen und somit eher mit Selbstständigen vergleichbar sind. Damit stehen ihnen auch keine rechtlichen Schutzmechanismen gegen Mobbing oder schlechte Behandlung am Arbeitsplatz zu.

Die glamouröse Welt des K-Pop ist längst berüchtigt für den enormen Leistungsdruck, unter dem die Artists stehen. Sie arbeiten oft über Monate hinweg sieben Tage die Woche, pflegen ein makelloses öffentliches Image und müssen ihr Privatleben entsprechend anpassen – all das gilt als Standard in der Branche.

Die Fans von New Jeans haben inzwischen eine Online-Kampagne unter dem Hashtag #IdolsAreWorkers (auf Deutsch: "Idole sind Arbeiterinnen") gestartet. Damit kämpfen sie für die Rechte ihrer Lieblingsband und machen auf die Missstände in der K-Pop-Industrie aufmerksam.

Neue Musik: Michael Kiwanuka, Sun El Musician und Nicki Nicole

"Small Changes" ist nicht ohne Grund der Titelsong des neuen Albums, das heute erschienen ist. Aber tatsächlich ist Michael Kiwanuka mal wieder das Unmögliche gelungen: Er bleibt seinem retro-verliebten Sound treu, der sich am goldenen Zeitalter des Soul in de 60ern und 70ern orientiert – und gleichzeitig ist das keine Nostalgie, sondern ein modernes Update, er holt den Sound ins Jetzt. Die Reduziertheit ist und bleibt seine Handschrift: keine überladenen Arrangements, sondern alles zurückhaltend, nur die besten Zutaten werden verwendet. Für Michael Kiwanuka DAS Geheimrezept für gute Musik, wie er uns erzählt hat:

"Etwas sehr einfach und  trotzdem aussagekräftig zu machen – das ist für mich die Bedeutung davon, etwas zu meistern. Und das habe ich mit diesem Album versucht. Als ich die Melodie für 'Small Changes' hatte, habe ich mich gefragt: Wie klingt sie, wenn ich sie nur über meine Gitarre singe? Wie klingt sie mit fast Nichts an Begleitung?" Michael Kiwanuka

Auf den Dancefloor mit Sun El Musician: Dangerous!

Über zwei Minuten müssen die Leute warten, bevor der dezent-drückende Beat endlich droppt – aber das Warten lohnt sich: DJ und Produzent Sun el Musician aus dem Osten Südafrikas hat ein sphärisches Instrumental gezaubert, mit House-Atmo und natürlich Amapiano-Sounds. Viele Vocalsamples schwirren durch die Gegend und sorgen für ordentlich Bewegung im Beat. Da wünscht man sich direkt den Sommer mit Open Air Festivals zurück. DJs da draußen: Vormerken!

Nach Argentinien mit Nicki Nicole

Nicki Nicole mit "ALH" – kurz für "A los Haters", "an meine Hater" also. Sympathische Nummer von der jungen Rapperin aus Rosario im Norden Argentiniens. Schon als junges Mädchen hat sie an Freestyle-Sessions teilgenommen und sich einen Namen in der Rap Szene des Landes gemacht. Und jetzt kommt sie mit einer entspannten Ansage an ihre Hater um die Ecke. Da sagt sie zum Beispiel: "In diesem Spiel bin ich Taylor und ihr seid Kanye – denkt ihr tatsächlich, ihr hättet mich berühmt gemacht?" In Anspielung an Kanyes Auftritt bei den VMAs 2009.