Global Pop News 13.11..2024

Berliner Clubcommission warnt vor Clubsterben

Stand: 13.11.2024, 12:08 Uhr

Ohne staatliche Unterstützung droht Kultursterben | 2Baba soll junge Nigerianer in Arbeit bringen | Kolumbianischer Reggaetón-Club Perro Negro eröffnet Filiale in Madrid.

Von Lukasz Tomaszewski

Hunderttausende Touristen kommen jährlich wegen der Clubkultur nach Berlin. Jetzt warnt die Branchenverband Clubcomission: Die Hälfte der Berliner Clubs überlege, den Betrieb im nächsten Jahr einzustellen. Das sind neue Zahlen nach einer Befragung der Mitglieder. Rund 100 Clubs werden von der Clubcomission vertreten. 

Laut der Umfrage denken 46 Prozent darüber nach, im kommenden Jahr zu schließen. Doppelt so viele wie noch im Februar. Clubcommission-Vorstand Marcel Weber sagt im COSMO-Interview:

"Die Situation ist äußerst kritisch. Ohne adäquate staatliche Unterstützung droht ein massives Kultursterben in Berlin. Wir beobachten bereits jetzt, dass immer mehr, insbesondere kleinere Kulturorte, schließen müssen." Clubcommission-Vorstand Marcel Weber

"Dies betrifft nicht nur Clubs, sondern das gesamte kulturelle Ökosystem – von Galerien über Theater bis hin zu Konzerthäusern. Die steigenden Betriebskosten, Mieten und Personalkosten bei gleichzeitig stagnierenden Besucherzahlen schaffen eine toxische Mischung, die die kulturelle Vielfalt Berlins existenziell bedroht." Darum brauche es Gegenmaßnahmen, sagt Marcel Weber. Stattdessen will der Berliner Senat aber seinen Kulturetat zusammenkürzen.

Unterschiedliche wirtschaftliche Faktoren spielen eine Rolle. Die Hälfte der Clubs klagt über weniger Besucher als im vergangenen Jahr. Fast zwei Drittel sagen, dass die Gewinne erheblich zurückgegangen sind. Das hat viele Faktoren: Die gesamtwirtschaftliche Lage im Land führt dazu, dass die Menschen weniger Geld für Eintritt und Drinks ausgeben, aber auch die Kosten für Künstler-Gagen, Mieten und Heizen sind gestiegen.

Aktionsbündnis #BerlinIstKultur

Am Mittwoch ist um 10 Uhr eine Demo vor dem Brandenburger Tor gestartet. Ein Zusammenschluss von Kulturinstitutionen, Verbänden und Persönlichkeiten gegen die geplanten Kürzungen.

"Die Demonstrationen sind unsere Möglichkeit, der Politik und Öffentlichkeit zu zeigen, dass Kultur kein 'nice to have' ist, sondern das Fundament einer lebendigen, demokratischen Stadtgesellschaft. Wir sind viele, wir sind laut, und wir kämpfen für den Erhalt unserer kulturellen Vielfalt." Clubkommission-Vorstand Marcel Weber

 2Baba soll junge Nigerianer in Arbeit bringen

2Baba ist eine Ikone der afrikanischen Popmusik der frühen Nullerjahre. Mit Hits wie African Queen hat er den ganzen Kontinent zum Singen und Tanzen gebracht. Von seiner Musik überzeugen kann er also: Jetzt soll er der Regierung helfen, junge Menschen für Arbeit zu motivieren und ihnen neue Jobperspektiven aufzuzeigen. Das Problem der Arbeitslosigkeit ist groß in Nigeria. Die allgemeine Quote liegt bei ca. 30%. Die der jungen Menschen bei 38 Prozent In absoluten Zahlen sind es knapp zwölfeinhalb Millionen junge Nigerianer ohne Job. Denn zwei Drittel der Menschen im Land sind jung, also unter 25 Jahre alt.

Markenbotschafter für das Sekretariat für Arbeitsbeschaffung

Es geht laut Regierungskreisen darum, eine neue Infrastruktur auszurollen und dabei so 2 Baba helfen. Die Rede ist vom Privatsektor und Kleinunternehmern. Es sollen Mikrokredite zur Verfügung gestellt werden. Diese helfen dann wieder dabei, in die Selbstständigkeit einzusteigen. Es geht um Förderprogramme, aber auch Anlaufstellen, die Jobs vermitteln. Also so etwas wie Arbeitsämter. Der Musiker soll mit seinem Namen all das promoten. 2Baba hat Erfahrung. Er hat bisher als Botschafter des Guten Willens für die Vereinten Nationen gearbeitet. Den UNHCR, also den hohen Flüchtlingskommissar. Und er hat auch eine eigene Stiftung für soziale Belange, die 2Baba-Foundation. Der Musiker hat zu seinem anstehenden Job gesagt:

2Baba"Für die meisten unserer jungen Menschen gibt es heute so viele Dinge, dass sie leicht vom richtigen, positiven Lebensweg abkommen können."

Das wolle er ändern.

Kolumbianischer Reggaetón-Club Perro Negro eröffnet Filiale in Madrid.

Wir haben schon viel über den Durchbruch von Reggaetón aus Medellín, Kolumbien berichtet. Hier kommen Artists wie Maluma, J Balbin oder Karol G her. Was die anfassen, wird gerade zu Gold. Jetzt macht der bekannteste Reggaetón-Club der Stadt Filialen im Ausland auf: das „Perro Negro“

Die Taverna Perro Negro gibt es schon ewig in Medellín. Sie hatte zwischenzeitlich geschlossen und bekam 2017 ein neues Konzept: Keine Kneipe mehr, sondern Club für Reggaetón. Durch den Hype um das Genre wurde das Perro Negro schnell zur angesagten Adresse. Vor einem Jahr dann hat der Sänger Feid mit Schwergewicht Bad Bunny einen Song aufgenommen mit der Textzeile: „Ich habe gesehen, dass du deinen Freund verlassen hast, Baby , ich bin froh, lass es uns in Perro Negro feiern.“

Und dann gab es kein Halten mehr. Das Perro Negro wurde zum bekanntesten Reggaetón-Club der Welt. Seit 2023 gibt es ein Perro Negro in Miami. Und morgen ist die Eröffnung in Madrid. Reggaetón ist nicht mehr nur Latin-Music. Auch die spanischen Rapper singen schon längst am liebsten über dem Dembow-Riddim und haben sich viele Skills von den Jungs und Mädels in der Karibik abgeschaut. Die Dependance eröffnet im Ausgehviertel Salamanca und hier leben besonders viele Einwanderer aus Lateinamerika. In der spanischen Hauptstadt leben momentan über 660-tausend Menschen, die in Lateinamerika geboren wurden - über zwanzig Prozent aller Madrilenen. Karol G hat letztes Jahr vier Tage hintereinander das Santiago-de-Bernabeu-Stadion ausverkauft, wo über achtzigtausend Menschen reinpassen.

Darum haben die kolumbianischen Besitzer des Perro Negro fünf Millionen Euro investiert. Sie wollen auch vier Nächte lang feiern. Geplant sind mehrere Charterflüge mit Businessleuten, Artists und Fans aus Kolumbien. Das Perro Negro scheint einen richtig guten Lauf zu haben. Für das kommende Jahr sind schon weitere Clubs geplant: in Mexiko-Stadt und New York. Das liegt auch am Mythos des Clubs in Medellín: Hier steigen die kolumbianischen Stars ab, es gibt ein Handyverbot wie im Berghain. Und es ist noch authentisch im Keller mit niedrigen Decken, kleinem Dancefloor organisch gewachsen. Wie Besucher berichten: Ein Ort, an dem man ohne Stigmatisierung „twerken“ kann. Solange der globale Reggaetón-Trend anhält, könnte es also noch ein paar mehr Perro Negros geben.