Global Pop News 17.07.2024

Techno-Pionier Tomcraft ist tot

Stand: 17.07.2024, 10:19 Uhr

Tomcraft starb im Alter von 49 Jahren | Sampha und Little Simz mit "Satellite Business 2.0" | Unsere News aus der Welt des Global Pop.

Von Vincent Lindig

DJ, Labelbetreiber und Produzent Tomcraft ist mit nur 49 Jahren gestorben. Das hat seine Familie gestern Abend via Instagram bekanntgegeben. Dort veröffentlichte sie ein Foto von ihm am DJ-Deck mit den Worten:

“With a heavy heart we need to inform you, that yesterday, the 15.07.2024, our beloved father and husband has passed away.We will forever carry you in our hearts and love you until we're reunited again. Sincerely, your family. Bine, Max, Amelie and Sophie." Famiie von Tomcraft

Auf Deutsch also: "Mit schwerem Herzen müssen wir euch informieren, dass unser geliebter Vater und Ehemann gestern, am 15.07.2024, gestorben ist.Wir werden dich für immer im Herzen haben, bis wir wieder vereint sind. Deine Familie, Bine, Max, Amelie und Sophie.“ Tomcraft stammte aus Regensburg, wurde in den 90ern in der Technoszene Münchens bekannt und war einer der Pioniere der Loveparade in Deutschland. Mit dem Song "Loneliness" gelang ihm der Durchbruch: Platz 1 in Deutschland und Großbritannien, für elektronische Musik damals ein Meilenstein. Der Song erlebte vor Kurzem nochmal ein Revival durch den Film Saltburn, in dem das Stück bei einer wilden Partyszene läuft. Dadurch haben auch viele junge Hörer und Hörerinnen die Musik von Tomcraft entdeckt. Neben seiner Tätigkeit als DJ und Produzent hat er auch das Label Great Stuff Recordings geleitet. Seine musikalischen Kollegen zeigen sich von seinem frühen Tod betroffen. Unter dem Posting seiner Familie bei Insta haben unter vielen anderen die Größen der Technozene Deutschlands ihre Trauer ausgedrückt: Loveparade-Gründer Dr. Motte schreibt: "Das kam unerwartet und überraschend. Meine Gedanken sind bei euch. Westbam, ebenfalls einer der Wegbereiter der Loveparade, schrieb in einem emotionalen Posting auf seiner eigenen Seite:

"Ich habe erst vor zwei Wochen mit ihm auf Rügen gespielt. Er hat ein tolles Set gespielt, was ich von Anfang bis Ende gehört habe. Das ist herzzerreisend. Ruhe in Frieden, Bruder." Westbam

Die Todesursache ist bislang nicht bekannt.

Sampha und Little Simz mit "Satellite Business 2.0"

In UK haben sich zwei Stars der HipHop-Szene zusammengetan: der Sänger Sampha und die Rapperin Little Simz. Das "2.0" im Titel deutet schon an: Hier wurde eine Idee weiterentwickelt. "Satellite Business" hieß ein ziemlich kurzer Tune auf Samphas letztem Album "LAHAI", das im Oktober vergangenen Jahres erschienen ist – und jetzt hat dieser Song zusammen mit Little Simz ein Update bekommen: Der treibende Beat ist neu, die quirligen Jazz-Drums strukturieren sich rund um Samphas verletzliche Stimme. Und dann ist da natürlich noch Little Simz. Sie ist die erfolgreichste Rapperin Großbritanniens. Vor kurzem erst hat sie auf dem legendären Glastonbury Festival auf der Mainstage gespielt.

Auf "Satellite Business 2.0" überzeugt sie mit einer makellos gerappten Strophe über die Kraft, die sie aus Familie und Spiritualität zieht. Zum Release haben Sampha und Little Simz gegenseitige Dankbarkeit ausgedrückt. Sampha schreibt auf Instagram:

Sampha: "Lahai" | Bildquelle: Young
"An die einzigartige Little Simz: Danke für deine Großzügigkeit und die bedeutende Energie deiner Message und Perspektive, die du wie ein Profi auf den Punkt bringst. Du bist eine Inspiration für uns alle."

Und Little Simz schreibt auf der Seite des Labels über die Kollabo:

"Ich bin so dankbar, Teil dieses Songs sein zu dürfen. Sampha ist eine der wichtigsten Stimmen der heutigen Musik. Ich bin froh, an seiner Seite stehen zu dürfen."

Neues Gesetz zu Spiking in UK

Wer jemand anderem etwa in einem Club Drogen oder andere Substanzen in den Drink kippt, ohne, dass diese Person das weiß, hat keine guten Absichten. In Großbritannien wird es ab heute ein neues Gesetz geben, das das sogenannte Spiking zu einer eigenen Straftat machen soll. Bisher wurde Spiking, also das Verabreichen von Drogen ohne das Wissen oder Einverständnis einer anderen Person, in UK nämlich unter "Assault", also allgemein "Körperverletzung" oder "Übergriff" gefasst. Das soll sich mit dem neuen Gesetz ändern: Heute wird das im Rahmen der Königlichen Ansprache von Charles III. bekannt gegeben. Das hat rein formellen Charakter: Die Gesetze werden von der Regierung formuliert, der König liest sie nur vor. Hintergrund für das neue Gesetz: Die Labour-Regierung sagt, dass ein eigener Strafbestand es einfacher machen würde, Spiking zu verfolgen.

Bei Spiking von Getränken gab es 2023 einen Anstieg von dreizehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 1383 Fälle von Drogen im Glas wurden da registriert. Laut britischer Regierung passieren die meisten Vorfälle in Bars und Nachtclubs. In fast dreivierteln aller Fälle waren junge Frauen betroffen. Allerdings wurde von Seiten der Polizei auch zu Bedenken gegeben, dass die wahren Zahlen noch viel höher sein könnten – oftmals werden solche Vorfälle gar nicht erst zur Anzeige gebracht oder können nicht mehr bewiesen werden, weil bei den Opfern der Körper die Drogen bereits abgebaut hat. Auch in Deutschland gibt es natürlich solche Vorfälle. Konkrete Zahlen fehlen aber, weil die Verwendung von sogenannten K. O.-Tropfen in der polizeilichen Kriminalitätsstatistik nicht abgebildet wird – laut dem Bund Deutscher Kriminalbeamter seien die Fälle nicht eindeutig genug. Auch in Deutschland fällt das Verabreichen von Drogen gegen den Willen oder ohne das Einverständnis einer Person rechtlich unter den Tatbestand gefährlicher Körperverletzung. Die Berliner Clubcommission engagiert sich schon seit 2022 für mehr Aufmerksamkeit beim Thema Spiking in Clubs und Nachtleben.