Global Pop News 22.02.2024

Residente nimmt sich seinen Platz

Stand: 22.02.2024, 10:19 Uhr

Der puertoricanische Rapper und Sänger Residente hat sein neues Album angekündigt | Neue Vorwürfe gegen Young Thug im YSL R.I.C.O. Trial | Burna Boy ist im Live-Geschäft der erfolgreichste Artist aus Afrika | Unsere News aus der Welt des Global Pop!

Von Lukasz Tomaszewski

Das Album "Las Letras ya no importan", auf Deutsch "Texte sind nicht mehr wichtig", wird wohl im Laufe des Tages erscheinen, aber der Song "313" zeigt schon die Richtung, in die es gehen wird: Gesungene Balladen, viele instrumentale Flächen und tiefgründige, philosophische Lyrics. Residente war schon mit seiner Reaggaetón-Band Calle 13 ein Ausnahmekünstler. Immer konfrontativ, sarkastisch, die Texte stehen für schonungslose Sozialkritik. Und als Solokünstler versucht er sich immer wieder neu zu erfinden, stets auf der Suche nach dem ganz großen Wurf.

Mit zum Cast des neuen Videos gehört die spanische Schauspiel-Ikone Penélope Cruz und die Sängerin Silvia Pérez Cruz, der Clip ist sehr künstlerisch gemacht. Aufgenommen in einem Schloss mit einer Ballettgruppe, versehen mit vielen Spezialeffekten. Die Regie führte Residente dabei selbst. Der Song ist einer Freundin gewidmet: Valentina, die verstorben ist. Sie war Geigerin und arbeitete eng mit Residente zusammen. In einem Teaser hinterlässt Residente ihr eine Sprachnachricht über die Bedeutung der Zahl 313.

"Seit du weg bist, sehe ich die Nummer 313 überall. Auf Hotelzimmern, in meinem Telefon, auf Uhren, in Adressen, überall. Ich wusste nicht, dass die Nummer 313 mit dir in Verbindung steht." Residente im Lied "313"

313 handelt davon, wie Leben und Tod miteinander verbunden sind. Der Song beginnt mit einem Spoken-Word-Moment von Penélope Cruz über den Kreislauf des Lebens und das Leben im Hier und Jetzt. Residente zeigte sich in seinen letzten Singles von seiner nachdenklichen, zerbrechlichen Seite. Es ging viel um Depressionen und den Kampf gegen die inneren Dämonen. Verlorene Relevanz als Artist, aber eben auch um die Lust, sich neu zu erfinden.

Young Thug ein Todesschütze?

Young Thug ist einer der bekanntesten Rapper in den USA. Aber er steht wegen seiner Vergangenheit in einer Straßengang auch seit Monaten vor Gericht. Jetzt gibt es neue Vorwürfe gegen Young Thug, die es in sich haben: Er soll jemanden erschossen haben.

Der sogenannte YSL R.I.C.O. Trial beschäftigt seit Monaten das Gericht von Atlanta. Hier war die Straßengang YSL aktiv und ihr vermeintlicher Anführer: Young Thug. Es geht um Gewalttaten, Erpressung, Waffenbesitz und auch um den Vorwurf, dass der Rapper jemanden erschossen haben soll. Die Staatsanwaltschaft hat im Gerichtssaal den Mitschnitt eines Polizeinotrufs abgespielt. Dieser Notruf stammt von 2013.

"Sie kamen zu mir nach Hause und sagten mir, dass der Typ, der jemanden erschossen hat, Young Thug heißt, wer auch immer das sein soll." Der besagte Notruf im Gerichtsprozess um Young Thug und die Gang YSL

Das ist natürlich noch kein Beweis, dass Young Thug wirklich der Schütze war und die Beweislage ist aus zwei Gründen ziemlich kompliziert. Erstens handelt es sich bei der Anruferin um eine nicht identifizierte Frau. Der Anruf erfolgte also anonym. Und zweitens sagt die Frau, dass sie den angeblichen Schützen bei dem Vorfall nicht gesehen habe. Die Information darüber bekam sie von mehreren Bekannten, die am besagten Abend zu ihr nach Hause kamen. Mit anderen Worten: Es kann sich auch einfach um ein Gerücht handeln.

Vergangenes Jahr wurde öffentlich darüber gestritten, ob die Texte des Rappers als Beweismittel für Straftaten vor Gericht verwendet werden dürfen. Viele sahen dadurch die Kunstfreiheit in Gefahr. Der Richter entschied sich aber, das zuzulassen. Zuletzt wurde eine Verteidigerin im Prozess selbst wegen Gangkriminalität festgenommen. 

Burna Boy kommerziell erfolgreichster Musiker aus Afrika

Da reiben sich die Konkurrenten wie Wizkid und Co. wahrscheinlich gerade einfach nur die Augen: Acht von zehn der kommerziell erfolgreichsten Konzerte von Artists aus Afrika in den vergangenen zwei Jahren waren Konzerte von Burna Boy. Laut dem britischen Musikmagazin NME hat Burna Boy damit 12 Millionen US-Dollar verdient. Dabei ist der 32-jährige Afrobeats-Star aus Nigeria überhaupt erst seit 2019 international bekannt. Aber seitdem scheint es kein Halten zu geben. Klar, wir wissen alle: Er hat bei den Grammys gewonnen und auch international sind große Stadien ausverkauft. Aber die neuesten Zahlen zeigen einfach, wie groß der Vorsprung zu den anderen Afrobeats-Superstars ist. Auf Wizkid gehen die anderen beiden Konzerte der Top Ten. Und dann kommt eine ganze Weile gar nichts.

Im Madison Square Garden in New York setzte er zum Beispiel über 1,5 Millionen Dollar um. Andere umsatzstarke Konzerte hatte er in Washington D.C. und Los Angeles. Aber das kommerziell erfolgreichste Konzert hatte Burna Boy tatsächlich im Pariser Stadion La Defense. Da setzte er nämlich knapp 3 Millionen Dollar um. Mehr als doppelt so viel wie in London. Dort spielte er 1,3 Millionen ein.

Man muss mit diesen Zahlen aber vorsichtig sein. Das ist nur was er am Abend durch Ticketverkäufe und Merch einnimmt. Davon muss man natürlich die Produktion des Abends, ein riesiges Team, eine Marketing-Abteilung, Musiker, Tänzer, Mietkosten und vor allem Steuern abziehen. Laut einem Bericht der britischen Tageszeitung The Guardian werden zum Beispiel die Konzerteinnahmen internationaler Artists in UK mit bis zu 35 Prozent besteuert. Das macht den Kuchen natürlich deutlich kleiner, aber am Ende bleibt sicher noch genug über für Burna Boy.