Global Pop News 18.09.2023

Yemi Alade spricht vor UN-Abgeordneten

Stand: 18.09.2023, 18:06 Uhr

Yemi Alade appelliert an UN-Abgeordnete | Iranische Artists zum Jahrestag des Todes von Jina Mahsa Amini | Soli-Sampler für Libyen von Habibi Funk | Rolling Stone Chef in der Kritik | Unsere News aus der Welt des Global Pop.

Von Anna Kravcikova & Kai Brands

In New York findet diese Woche die Generalversammlung der Vereinten Nationen statt. Dort kommen jedes Jahr Staats- und Regierungschefs aus der ganzen Welt zusammen und besprechen die aktuellen Probleme, wie zum Beispiel Krieg und Klima. Am Wochenende gab es zur Eröffnung eine Veranstaltung zu Klimazielen und mit dabei war Yemi Alade, Global Pop Star aus Nigeria. Es war ihr erster Auftritt vor den Vereinten Nationen und sie hat nicht nur mehrere Songs performt, sondern auch eine Rede gehalten. Sie hat auf den Klimawandel aufmerksam gemacht und die damit zusammenhängenden Naturkatastrophen, wie zum beispiel in Marokko und Libyen:

"Es vergeht kaum ein Tag ohne eine neue Krise in den Schlagzeilen. Es steht auf dem Spiel, ob wir auf diese Herausforderungen noch reagieren können und unsere Zukunft schützen können. Das ist wichtiger denn je. Und trotzdem sind wir noch lange nicht da, wo wir sein müssten!" Yemi Alade

Yemi Alade appelliert an alle UN-Abgeordneten: Es sei noch einiges zu tun! Sie sagt, dass es um mehr als nur Worte gehen sollte - es müssten endlich auch Taten folgen. Und das am besten gemeinsam, die Nationen müssten mehr zusammenarbeiten, sagt sie. Yemi Alade ist selbst seit drei Jahren UN-Botschafterin und seitdem würde sie ganz klar sehen, dass die globalen Ziele mehr denn je gebraucht werden. In der aktuellen UN-Projektwoche geht es darum, die im Jahr 2015 gesteckten Ziele für 2030 weiter voranzutreiben.

Iranische Artists äußern sich kämpferisch rund um Jahrestag vom Tod von Jina Mahsa Amini

Der gewaltsame Tod von Jina Mahsa Amini hat sich vergangenen Samstag zum ersten Mal gejährt. Ihr Tod hat die revolutionäre Bewegung im Iran losgetreten, die auch von iranischen Artists unterstützt wird. Auch an diesem Wochenende rund um den Jahrestag haben sich iranische Musiker:innen zu Wort gemeldet und zeigen sich weiterhin kämpferisch. Der Musiker Ebi ist einer der größten iranischen Popstars. Er lebt seit mehr als 40 Jahren im Exil und hat gestern seinen neuen Song „Kohorooshe Zendegi“ (auf Deutsch: „Brüllendes Leben“). In seinem Social Media-Post schreibt Ebi dazu: "In Ehren des 1. Jahrestags vom Tod von Mahsa Amini widme ich meinen neuen Song meinen geliebten Iranerinnen und Iranern und ihrem laufenden Kampf für Gerechtigkeit und Demokratie."

Auch Popstar Googoosh hat am Wochenende einen Song herausgebracht, den sie dem Iran widmet. Und Sängerin Gola schreibt bei instagram "Frau, Leben, Freiheit" sei nicht nur ein Revolutions-Slogan. Weiter heißt es in ihrem Post: der Sturz der Islamischen Republik mache nicht nur Iran, sondern die ganze Welt zu einem besseren Ort.

Das iranische Regime hatte Proteste zum Jahrestag befürchtet. Die soll es auch teilweise gegeben haben. Rund um den Tag am Samstag sollen laut einer iranischen Zeitung mehr als 260 Menschen verhaftet worden sein. International gab es zum Beispiel Kundgebungen wie in Deutschland oder in den USA. Dort führte auch eine Kundgebung vors Weiße Haus in Washington D.C.. Mit dabei war u.a. die iranisch-US-amerikanische Musikerin Rana Mansour.

Rana Mansour hat bei der Kundgebung u.a. gesagt: "Musik und Unterhaltung können von Politik nicht getrennt werden. Nationalhymnen wurden zum Beispiel als Symbol für die Identität und den Stolz eines Landes geschrieben. Um Loyalität und Patriotismus zu erzeugen. Andererseits wurden einige der kommerziell erfolgreichsten Songs zu Hymnen der Hoffnung, des Wandels und des Empowerments."

Damit meint Rana Mansour gegen Ende des Videoclips, den sie von sich geteilt hat, vor allem eben den Song "Baraye" von Shervin Hajipour. Der mit einem GRAMMY-ausgezeichnete Song gilt als die Hymne der Proteste im Iran. Bei der Kundgebung kritisiert Rana Mansour zum Beispiel auch den repressiven Umgang des Regimes mit Künstler:innen. Wer sich regimekritisch äußert, wird oft mindestens verhaftet. Der regimekritische Rapper Toomaj zum Beispiel ist zuletzt zu mehr als sechs Jahren Haft verurteilt worden. Er soll während seines monatelangen Gefängnis-Aufenthalts auch gefoltert worden sein und es stand eine mögliche Todesstrafe im Raum.

Soli-Sampler für Libyen von Habibi Funk

Nach der Flutkatastrophe in Libyen ist das Land im Ausnahmezustand: Die UN spricht von mittlerweile 11.000 Toten allein in der Stadt Darna. Außerdem werden mehr als 10.000 Menschen weiterhin vermisst. Auch aus Deutschland kommen verschiedene Spenden-Aktionen für die betroffenen Regionen. Eine davon kommt vom Berliner Label Habibi Funk. "Solidarity with Libya" heißt die EP und alle Einnahmen werden an Hilfsorganisationen in Libyen gespendet: Eine Hälfte geht ans International Medical Corps und eine an das Rote Kreuz. Insgesamt gibt es auf der EP sieben Songs von libyschen Künstlern, unter anderem von Hamid El Shaeri, Ahmed Ben Ali und The Free Music. Das Berliner Label Habibi Funk hat sich auf arabische Musik spezialisiert.

Es werden vor allem alte Songs aus den 760er und 80er Jahren neu rausgebracht. Vor dem Release hat sich Labelchef Jannis Stürtz mit Künstlern aus Libyen unterhalten und gefragt, was sie gerade brauchen. Dabei kam die Idee für den Soli-Sampler, der jetzt bei Bandcamp zu kaufen ist. Das ist übrigens nicht die erste Soli-Aktion von Habibi Funk: Nach der Explosion in Beirut vor drei Jahren gab es da auch einen Soli-Sampler. Durch die Einnahmen konnten 20.000 Dollar ans Rote Kreuz gespendet werden.

Der Mitgründer und Herausgeber des Magazins "Rolling Stone", Jann Wenner, im Jahr 2008 | Bildquelle: dpa/Nearmy

Rolling Stone Chef wird wegen sexistischer und rassistischer Aussagen kritisiert

Jann Wenner hat mit dem Rolling Stone eins der größten Musikmagazine der Welt gegründet. Jetzt wurde er wegen problematischer Aussagen aus dem Vorstand der Rock & Roll Hall of Fame entfernt, die er selbst mitgegründet hat. Jann Wenner bringt nächste Woche ein Buch raus: "The Masters" heißt es und beinhaltet Interviews mit Superstars, die neben der Musik noch etwas gemeinsam haben: Sie sind alle weiß und männlich. Das Ganze hat er im Interview mit der New York Times damit begründet, dass weibliche und Schwarze Artists laut ihm nicht Teil seines Zeitgeists gewesen seien und nicht die Genialität gehabt hätten wie die ausgewählten Musiker. Außerdem können sie sich laut ihm nicht so gut artikulieren.

Für die sehr problematischen Aussagen hat er sich mittlerweile zwar entschuldigt, es melden sich aber weitere ehemalige Weggefährten zu Wort, wie zum Beispiel die PR-Agentin Leyla Turkkan. Sie äußert sich jetzt im Newsletter vom Autor Nelson George und berichtet ebenfalls von rassistischen Aussagen vom Rolling Stone Gründer. Leyla Turkkan war PR-Agentin für Rapstars wie Public Enemy und Ice Cube. Ähnlich wie MTV und andere Mainstream-Medien hat auch der Rolling Stone sehr lange gebraucht, um über Schwarze Künstlerinnen und Künstler zu berichten. Irgendwann war die Hip Hop Kultur aber so beliebt, dass das Magazin das Genre nicht mehr ignorieren konnte und schließlich auch der Rolling Stone angefangen hat, darüber zu schreiben. Anfang der 90er Jahre hat das Rolling Stone Magazin also angefangen, über Musik von Schwarzen Menschen zu schreiben.

Das strukturelle Problem ist aber geblieben: Alle Autoren waren weiß. Das hat nicht nur die PR-Agentin Leyla Turkkan gestört, sondern auch viele Rapper, die sie gemanaget hat. Als sie den Rolling Stone Chef Jann Wenner dann aufgefordert hat, Schwarze Autoren und Autorinnen einzustellen, soll er gesagt haben: "Es gibt einfach keine Schwarzen Autoren, die gut genug sind, für den Rolling Stone zu schreiben." Eine rassistische Aussage, die Leyla Turkkan nicht einfach so hingenommen hat. Sie soll dem Rolling Stone Chef daraufhin zehn gute Autoren geschickt haben. Außerdem hat sie eine feste Stelle beim Rolling Stone gefordert, die durch eine Schwarze Person besetzt wird. Mit Krankenversicherung und allen Vorteilen, die auch die weißen Autoren bekommen haben. Ansonsten würde es einen Boykott geben und Artists wie Public Enemy und Ice Cube würden andernfalls nicht mit dem Rolling Stone Magazine sprechen. Dafür wurde sie erstmals vom Magazin kritisiert, aber die Forderung hatte am Ende doch Erfolg: Im Jahr 1992 wurde schließlich der erste Schwarze Rolling Stone Autor Touré eingestellt.