Seine Musik bleibt stets luftig, mit einem Hang zu jazzigen und experimentellen Ausdrucksformen, bevorzugt komponiert an lauten Plätzen mit vielen Menschen. Nur gelegentlich gibt es orchestrale Ausflüge, in seiner Ballett-Musik zum Beispiel, die auch zu seinem Schaffen gehört. Geboren 1942 in Rio, aufgewachsen in Minas Gerais, hat Nascimento sich schon zu Beginn der 1960er einen Namen als Gitarrist und Sänger gemacht. Es ist Elis Regina, die sein Lied "Canção Do Sal", von ihm auf einer Party gesungen, 1967 aufnimmt - Nascimentos erster Hit und der Beginn einer Partnerschaft, die erst mit dem frühen Tod Reginas 1982 endet.
Clube Da Esquina
In Brasilien werden Liedkomponisten gerechterweise auf einer Stufe mit den Interpreten erwähnt - so werden die Autoren gleichermaßen berühmt. Nascimento gehört Anfang der 1970er einer Clique von Filmemachern, Musikern, Theaterdirektoren, Schriftstellern und Tänzern an, die eine wichtige Bewegung neben der Tropicália um Caetano Veloso und Gilberto Gil bilden. Das Album "Clube Da Esquina" (1971) ist sein Hauptwerk aus dieser Zeit, und seine Liebe zum Kino spiegelt sich auch in der Musik des Multi-Instrumentalisten wieder, die oft Spoken-Word-Passagen beinhaltet oder instrumentale Sequenzen. Die beiden "Clube Da Esquina"-Alben und die spätere Scheibe "Minas" gelten als wegweisende Songwriter-Alben der brasilianischen Popularmusik. Bevorzugte Text- und Songdichter, mit denen Nascimento kooperierte, sind die Brüder Lô und Márcio Borges sowie Fernando Brant. Konflikte mit der Zensur trafen auch Milton: Die Texte seiner LP "Milagre Dos Peixes" wurden kassiert, weshalb er das Werk wortlos einspielte. Als Gast ist Nascimento 1987 bei Sarah Vaughan und Manhattan Transfer zu hören sowie 1990 auf Paul Simons Album "The Rhythm Of The Saints". Des weiteren arbeitet er zusammen mit Wayne Shorter, Quincy Jones, Pat Metheny, Andreas Vollenweider und Herbie Hancock zusammen. Grammy-Kontakt hat Nascimento reichlich: Für "O Planeta Blue Na Estrada Do Sol" wird er 1992, für "Angelus" 1995 nominiert.
Crooner
1997, nach einer überwundenen schweren Diabetes-Erkrankung, gewinnt er einen mit "Nascimento", ignoriert aber die Verleihung, um in Brasilien Karneval zu feiern. 2000 gibt es den Latin Grammy für "Crooner" und 2004 einen für das Lied "A Festa", gesungen von Maria Rita. Um die 30 Alben gehen auf sein Konto. Doch auch die politische Seite Nascimentos sollte nicht vergessen werden: Ob gegen die Stilllegung einer Bahnstrecke oder für Landrechte der Indigenen, Milton ist immer in der vordersten Linie, wenn es um die Benachteiligung von indianischen Minder- oder schwarzen Mehrheiten geht. Seine Texte standen oft auf dem Index der brasilianischen Regierung, und auch der Papst sprach einen Bann gegen ein Album aus, das Teile einer Predigt des Erzbischofs von Recife wiedergab. Nascimento wird es gelassen aufgenommen haben, auch wenn er aus einem sehr katholischen Landesteil stammt.
Diskografie (Auszug):
- Milto Nascimento (1967, Codil)
- Courage (1969, A&M Records)
- Club Da Esquina 2 (1978, EMI)
- Caçador De Mim (1981, Ariolá)
- Yauaretê (1987, CBS)
- Txai (1990, CBS)
- Angelus (1993, Warner)
- Amigo (1995, Warner)
- Crooner (2000, Warner)
- Pietá (2003, Warner)
- Maria Maria - Ultimo Trem (2004, Far Out)
- Minas (2006, Cargo Records)
- Nada Será Como Antes (2011, Som Livre)
- Maria Maria (2019, Far Out Recordings)
- Último Trem (2020, Far Out Recordings)