Gesangsschwestern

Ibeyi

Stand: 10.03.2021, 15:51 Uhr

Als Töchter des Buena Vista Social Club- Perkussionisten Miguel "Anga" Diaz sind die Zwillingsschwestern Lisa-Kaindé und Naomi Diaz musikalisch vorbelastet. Mit klassischem Kuba-Sound haben ihre Songs allerdings wenig zu tun.

Ihr Vater stirbt 2006 mit 55 Jahren, da sind die beiden erst elf. Doch dieser Schicksalsschlag ist gleichzeitig der Beginn ihrer musikalischen Aktivitäten. Von der Mutter greifen sie Yoruba-Lieder auf, dazu tritt die Perkussion aus dem Erbe des Vaters. Sie nennen sich Ibeyi, das Wort der Yoruba, die vielfach aus dem heutigen Nigeria als Sklaven nach Kuba kamen, für Zwillinge. Die Rollenverteilung ist klar: Beide singen, aber Lisa-Kaindé schreibt die Songs und sitzt am Piano, Schwester Naomi spielt Cajón und ist zuständig für die Beats. Als sie 19 sind, erscheint ihr Debüt, auf dem sie einen Bogen spannen von afro-kubanischen Anrufungen der Gottheiten über Klavierballaden bis zu R&B-Songs, die mit HipHop-Grooves unterfüttert sind. Gesungen wird zumeist auf Englisch, ab und zu auch auf Yoruba. "Contemporary Negro Spritual" so bezeichnen sie ihre Musik in Selbstauskunft. Auf dem Nachfolge-Album "Ash" wird der Sound merklich verfeinert: Die Duogesänge weiten die beiden zu geschichteten Chören, die Beats sind fetter, und mit Meshell Ndegeocello und Kamasi Washington sind Jazz-Hochkaräter auf der Gästeliste, die von der Rapperin Mala Rodriguez und dem kanadischen Tastengiganten Chilly Gonzales komplettiert wird. Es ist, als lausche man einem Album, auf dem Kate Bush sich in die HipHop- und Dubstep-Welt hineingewagt hätte. Doch zugleich liefern Ibeyi auch politischen Diskussionsstoff: In einem ihrer Songs samplen sie eine frauenbewegte Rede von Michelle Obama - mitten in der Trump-Ära.

Diskografie:

  • Oya EP (2014, XL Recordings)
  • Ibeyi (2015, XL Recordings)
  • Ash (2017, XL Recordings)