Carl Maria von Weber - Konzert Nr. 1 f-Moll für Klarinette und Orchester op. 73 WDR Sinfonieorchester Video 04.11.2019 22:42 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3

Werkeinführung: Carl Maria von Weber - Konzert Nr. 1 f-Moll für Klarinette und Orchester op. 73

Von Clemens Matuschek

"Der Anfang hat etwas Ungeheuerliches; man spürt sofort die düstere Atmosphäre. Es liegt etwas Dräuendes in der Luft, etwas Ungutes – und auch etwas Theatralisches, wenn dieser strahlend helle Akkord dazwischenhaut. Da ist sofort klar: Das ist nicht 'nur' ein Klarinettenkonzert, sondern eine große dramatische Szene."

Carl Maria von Weber | Bildquelle: Wikipedia/Caroline Bardua

So beschreibt Jörg Widmann den Beginn des Klarinettenkonzerts von Carl Maria von Weber. Dass im ersten Konzertz seiner über drei Spielzeiten angelegte Residenz beim WDR Sinfonieorchester ausgerechnet dieses Werk beginnt, ist kein Zufall. Denn am heutigen Abend präsentiert Widmann sich in all seinen Facetten: als Klarinettist, Komponist und Dirigent. Und da sie sich unweigerlich wechselseitig beeinflussen, interessiert er sich natürlich besonders für einen so originellen Kopf wie Weber, der an der Nahtstelle von (Wiener) Klassik und Romantik agierte. Mit einem Bein stand er noch im 18. Jahrhundert: ein Cousin von Mozarts Frau Constanze, zu Beginn seiner Karriere untertänigst in fürstlichen Diensten. Mit dem anderen Bein aber machte er einen Riesenschritt in die nächste Epoche, schrieb mit dem "Freischütz" die deutsche Nationaloper schlechthin und reüssierte als einer der ersten Berufsdirigenten.

Exemplarisch zeigt sich dieser Spagat im zweiten Satz: Wie Jörg Widmann beobachtet, orientiert sich dessen Textur zunächst an Mozarts Klarinettenkonzert. Im Mittelteil aber kombiniert Weber die Solostimme mit drei Hörnern und führt damit mitten hinein in die Eichenlaub-Waldesromantik des "Freischütz" – übrigens die allererste Oper, die Widmann als kleiner Junge erlebte. Auch hier scheint also unüberhörbar der Opernkomponist Weber durch, der als Sohn eines Theaterdirektors und einer Sopranistin zeitlebens mit der puren sinfonischen Form fremdelte und sich lieber auf sein Gespür für gesangliche Melodien und dramatische Effekte verließ.

Der dritte Satz klingt volkstümlich, nach Ansicht von Jörg Widmann mit seinen Intervallsprüngen aber auch "ein bisschen stachelig". Dieses hochvirtuose Rondo verweist auf den ursprünglichen Widmungsträger: den Klarinettisten Heinrich Joseph Baermann, ausgerüstet mit flinken Fingern und einem damals modernen Instrument mit zehn Klappen. Weber lernte ihn 1810 in München kennen, ging gemeinsam mit ihm auf Tournee und produzierte im Folgejahr gleich drei Solokonzerte für ihn. Auch Jörg Widmann hat als Klarinettist etliche Komponisten inspiriert – was ihn nicht davon abhielt, sich selbst zwei Konzerte zu schreiben ...

Mehr zu Webers 1. Klarinettenkonzert:

WDR 3 Werkbetrachtung: Carl Maria von Webers Klarinettenkonzert Nr. 1 WDR 3 TonArt 30.04.2016 17:53 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3

Download