Als die herausragenden deutschen Komponisten des Spätbarock gelten heute Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel. Beide standen sich in Sachen Fleiß und Produktivität in nichts nach. Es ist zwar schwer vorstellbar, aber noch um einiges umtriebiger war der vier Jahre ältere Georg Philipp Telemann. Dass er mit über 3600 Werken ein fast unüberschaubares Schaffen hinterließ, dass er als Organist und als Sänger wirkte, ist das eine. Das andere aber sind die Tätigkeiten als sein eigener Dichter vieler Vokalwerke, als sein eigener Verleger, als Musiktheoretiker mehrerer Abhandlungen und als sein eigener Biograf. Würde es nicht bereits existieren: Das Wort "Tausendsassa" müsste für Telemann erfunden werden.
Die beiden heute deutlich Berühmteren haben Telemann hoch geschätzt: Bach fertigte Abschriften von mehreren seiner Kantaten an und erstellte für den eigenen Sohn Wilhelm Friedemann ein Heft mit Telemanns Klavierwerken. Der Leipziger Thomaskantor war dem vier Jahre Älteren sogar so herzlich zugetan, dass er ihn als Paten für einen anderen Sohn wählte, für Carl Philipp Emanuel. Händel erwies Telemann seine Reverenz, indem er zahlreiche Themen aus dessen Kompositionen in eigene Werke einflocht – allein annähernd zwanzig aus dessen "Tafelmusik". Diese Sammlung von insgesamt 18 Werken veröffentlichte Telemann 1733 unter dem Originaltitel "Musique de table". Sie ist unterteilt in drei sogenannte "Productionen", die alle gleich aufgebaut sind: zuerst eine groß besetzte Ouvertüre (Suite), sodann ein Quartett, ein Konzert mit mehreren Soloinstrumenten, eine Triosonate, eine Solosonate und zum Abschluss eine erneut größer besetzte "Conclusion".
Die schlicht mit "Trio" überschriebene Sonate auf unserem heutigen Programm stammt aus der ersten "Production". Generell ist mit der Bezeichnung "Triosonate" nicht etwa die Anzahl der Mitwirkenden gemeint, sondern diejenige der Stimmen. Dabei handelt es sich immer um zwei Melodiestimmen und eine Basslinie, die jeweils gedoppelt wird: Zusätzlich zu einem Bassinstrument wird sie auch vom Cembalo gespielt, das noch die Harmonien hinzufügt. Das Trio TWV 42:Es1 ist typisch für Telemanns Stil: Im Vordergrund steht die Melodie – Leichtigkeit und Eleganz umschmeicheln das Ohr.