"Verrücktheiten" nannte Richard Strauss’ konservativer Vater Franz die "neudeutsch" genannte musikalische Strömung um Richard Wagner und Franz Liszt. Als Solohornist im Münchner Hoforchester und Professor an der Königlich Bayerischen Musikschule hatte er großen Einfluss auf die erste Entwicklung des begabten Filius. Eine entscheidende Wendung brachte Richard Strauss’ Kontakt mit dem Dirigenten Hans von Bülow und einem charismatischen Mitglied der Meininger Hofkapelle, die Strauss ab 1885 dirigierte: Alexander Ritter, zweiter Konzertmeister, Ehemann einer Wagnernichte und selbst Komponist. Diese Persönlichkeiten brachten Strauss die Musik nahe, die über die abstrakte "tönend bewegte Form" (das Ideal des berühmten Wagner-Kritikers Eduard Hanslick) hinausging. Strauss wurde zu einem Komponisten, der in seinen Opern die Kunst des Titanen von Bayreuth, in seinen Tondichtungen Liszts Vermächtnis weiterführte – mit einer klaren Besinnung auf die illustrative Kraft der Musik, verbunden mit der letztlich auf Berlioz zurückgehenden Leitmotivtechnik. 1886 ging es los mit "Aus Italien", es folgten "Macbeth", "Don Juan" und "Tod und Verklärung", bis das Kölner Publikum 1895 im Gürzenich die Uraufführung des "Till Eulenspiegel" erleben konnte. Strauss hatte ursprünglich eine Oper nach dem Sujet des legendären Spaßmachers aus einem Volksbuch von 1515 geplant, die er dann jedoch verwarf.
Obwohl in der Tondichtung eine klare Reihung von fünf Eulenspiegel- Streichen erkennbar ist, blieb Strauss bei der Beschreibung vage. So schrieb er an den Dirigenten Franz Wüllner: "Es ist mir unmöglich, ein Programm des 'Eulenspiegel' zu geben: was ich mir bei den einzelnen Teilen gedacht habe, würde in Worte gekleidet sich oft seltsam genug ausnehmen, vielleicht sogar Anstoß erregen". Prägnant ist jedoch die musikalische Charakterisierung des Narren selbst: die verquere "Till"-Fanfare im Horn, gefolgt von der kecken Klarinettenfigur – musikalische Umsetzung eines frechen "Nasedrehens".