Wütend stürmte Arnold Schönberg 1933 aus einer Sitzung der Preußischen Akademie der Künste. Auf ihr deutete man ihm die Kündigung seiner Berliner Lehrtätigkeit an. Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers sollte der Einfluss jüdischer Kunstschaffender auch an den Hochschulen gebrochen werden. So blieb Schönberg nur die Emigration in die USA. Kurz vor der Überfahrt kehrte er in einer Pariser Synagoge demonstrativ zum jüdischen Glauben zurück. Doch in Amerika fühlte sich Schönberg keineswegs heimisch. Er unterrichtete viel, so ab 1938 an der renommierten University of California in Los Angeles. Großes Interesse an seiner Neuen Musik gab es allerdings nicht. Das Publikum war stockkonservativ. Selbst seine Studierenden folgten einer "fossilen Ästhetik", bemerkte Schönberg frustriert. Nur wenige Werke vollendete er damals, darunter sein Violinkonzert und das vierte Streichquartett.
Aufgemuntert vom ebenfalls in die USA emigrierten Wiener Dirigenten Fritz Stiedry kramte Schönberg nun seine unvollendete zweite Kammersinfonie hervor. Er hatte sie 1906 in Rottach-Egern am Tegernsee begonnen, als sich sein spätromantischer Stil zur Atonalität wandelte. Doch nur der erste Satz wurde damals fertig, der Rest blieb als Torso liegen. Die Wiederaufnahme der Arbeit im Jahr 1939 fiel ihm allerdings nicht leicht. An Stiedry schrieb er: "Mein Stil hat sich inzwischen ja sehr vertieft und ich habe Mühe, das was ich berechtigterweise seinerzeit im Vertrauen auf mein Formgefühl, ohne vieles Nachdenken hinschrieb, nun mit meinen weitgehenden Anforderungen an 'sichtbare Logik' in Einklang zu bringen." Nach ihrer Vollendung besaß Schönbergs zweite Kammersinfonie lediglich zwei Sätze. Aber die melancholische und verzweifelte Musik passte in die vom Zweiten Weltkrieg geprägte Zeit. Die dialogfreudige Instrumentation korrespondierte zudem mit zwei Bach’schen "Brandenburgischen Konzerten", die Schönbergs Werk bei der von Stiedry geleiteten New Yorker Uraufführung am 15. Dezember 1941 umrahmten.