Antonio Salieri, verdienter Hofkapellmeister und kaiserlicher Kammerkomponist, Lehrer von Hummel und Schubert, nimmt 1815 in seinen 26 Variationen über "La Folia di Spagna" ein traditionsreiches Bassmodell zur Grundlage für eine Bestandsaufnahme der orchestralen Ausdrucksmöglichkeiten seiner Zeit.
Wie ein Straßenkind Karriere machen kann, zeigt der Folkloretanz Folia, der schon um 1600 am portugiesischen Königshof in Mode kam. Eine spanische Quelle bezeichnet ihn als "lärmenden portugiesischen Tanz". Der Name "Folia" nach dem toskanischen Wort folles ("eitel, verrückt, von Sinnen") weist auf wildes Temperament. Als ostinates Bassmodell, also als harmonisch-melodische Formel, vergleichbar mit Passacaglia oder Blues-Schema, fand die Folia Eingang in die Kunstmusik, und bot das Gerüst für Lieder, Tanz- und Variationssätze. Um 1750 gelangte die Folia nach Frankreich an den Hof des Sonnenkönigs Ludwig XIV., stilprägend in Europa. Corelli, Vivaldi und Bach beschäftigten sich mit der Folia. Wie bei vielen Barocktänzen, die der Folklore entstammen, verlangsamte sich durch Kunstfertigkeit in der Melodieführung das Tempo.