"Niemand kennt die Musik der ganzen Welt besser als Monsieur Saint-Saëns". Gebührende Hochachtung spricht aus diesen Worten, die Claude Debussy zu Camille Saint-Saëns einfielen, obwohl er dessen Musik als rückwärtsgewandt empfand und nicht unbedingt schätzte. Acht Jahre nach Beethovens Tod geboren, verkörperte Saint-Saëns universales Künstlertum. Umfassend gebildet, war er ein Original und eine Größe für sich, für die sich kaum Vergleiche finden lassen. Saint-Saëns wurde früh als komponierendes und klavierspielendes Wunderkind, später dann als Erneurer der französischen Musik gefeiert und beeinflusste die Rezeptionsgeschichte des 19. Jahrhunderts maßgeblich. Sein Wirken als Komponist, Pianist, Organist, Dirigent, Lehrer, Musikpublizist und Mitbegründer der "Société nationale de la musique" summierte sich auf zu einem gewaltigen Lebenswerk, für das er später zahlreiche Auszeichnungen erhielt.
Saint-Saëns komponierte in allen Gattungen, doch nur erstaunlich wenige seiner Werke konnten sich dauerhaft etablieren. Es sind dies vor allem das effektvolle erste Cellokonzert, die imposante "Orgelsinfonie" (Sinfonie Nr. 3), die Oper "Samson et Dalila" und natürlich die populäre Suite "Der Karneval der Tiere". Mit seinen Konzerten, sinfonischen Dichtungen und Sinfonien leistete er einen wesentlichen Beitrag zur französischen Orchesterromantik des 19. Jahrhunderts. Aber auch das ist Saint-Saëns: Als erster setzte er im Orchester das Xylofon ein, komponierte Tangos und das erste Werk für Saxofonquartett.
Die zweite seiner fünf Sinfonien entstand 1859. Der erste Satz kommt schwungvoll daher und beginnt, nach einer Einleitung, originell mit einer Fuge. Von dieser Art "Gelehrtheit" zeigte sich das Publikum damals allerdings etwas irritiert. Der zweite Satz verfängt mit seiner Einfachheit, die einleitende Melodie entfaltet sich über einem einzelnen Ton im Bass. Der dritte verbreitet eine ausgelassen rustikale Stimmung. Das Finale sprüht und pulsiert, hier vermittelt uns Saint-Saëns Lebensfreude pur. Auch Haydn schaut hier vorbei und sommernachtstraumartig ganz offensichtlich Mendelssohn.