Bei keinem anderen Komponisten der französischen Musik war der Grat zwischen geachtet und verachtet so schmal wie bei Camille Saint-Saëns. Auch er begann als Wunderkind, und sein nicht selten vernichtendes Urteil über vermeintlich unbegabte Kolleg:innen war extrem gefürchtet. Musik, die nicht seinem Sinn für Form und gediegenes Kompositionshandwerk entsprach, wurde von ihm im besten Fall als irrelevant abgetan, viel häufiger aber als "Nichtmusik" gegeißelt. So dogmatisch Saint-Saëns mitunter urteilte, so vielgestaltig und oftmals überraschend ist doch seine eigene Musik – ob nun erratisch und pompös wie seine dritte, die "Orgelsinfonie", ob provokanthumoristisch wie sein "Karneval der Tiere", ob zwischen Fratze und Eleganz changierend wie sein "Danse macabre". Auch das Klavierquartett B-Dur op. 41 vereint Gegensätze zum Saint-Saëns-typischen Ganzen. Kein anderer Komponist verstand es so gekonnt, romantisches Schwärmen mit klassizistischer Eleganz zu vereinen, wie es im ersten Satz zu hören ist. Im langsamen zweiten Satz macht der Komponist keinen Hehl daraus, die alten Meister zu ehren, allen voran Johann Sebastian Bach. Das Scherzo huldigt eindeutig dem Klavierquartett-Vorbild von Robert Schumann. Und das Finale kommt wieder fast klassisch daher, steigert sich dann aber mit umso glutvollerem Schwelgen.