Die Uraufführung zum Auftakt dieses Konzerts ist ein Geburtstagsgeschenk für Prinz Louis Ferdinand von Preußen, der am 18. November 1772 geboren wurde – also vor exakt 250 Jahren. Schon sein Beiname "Der preußische Apoll" lässt darauf schließen, dass der Neffe Friedrichs des Großen eine schillernde Persönlichkeit gewesen ist. Auch auf die Damenwelt hatte er eine magische Anziehungskraft: Mit mindestens drei Frauen hatte er mehrere uneheliche Kinder. Sein früher Tod im Alter von 33 Jahren machte ihn zum Helden. Am 10. Oktober 1806 wurde er beim Gefecht von Saalfeld von einem französischen Unteroffizier getötet.
Ungewöhnlich aber war vor allem Louis Ferdinands Hingabe an die Musik. Er spielte Klavier und er komponierte. Sein unangefochtenes Vorbild war Ludwig van Beethoven, mit dem er persönlich bekannt war. Beethoven selbst zollte dem hochadligen Pianisten Respekt, indem er 1796 über dessen Künste meinte, "der Prinz spiele gar nicht königlich oder prinzlich, sondern wie ein tüchtiger Klavierspieler". Auch als Komponist wurde Louis Ferdinand geschätzt. Robert Schumann etwa titulierte ihn als "Romantiker der klassischen Periode".
Post mortem adelte Franz Liszt den komponierenden Prinzen nicht nur dadurch, dass er dessen Klavierquartett f-Moll häufiger spielte, sondern vor allem durch die Klavierkomposition "Élégie sur des motifs du Prince Louis Ferdinand de Prusse". Geschrieben im Jahr 1842, lag Liszt dieses Stück wohl so am Herzen, dass er es zehn Jahre später revidierte. Diese Version liegt auch Detlev Glanerts (*1960) hoch subtiler Orchesterversion zugrunde. Das WDR Sinfonieorchester hat bereits mehrere Werke von Glanert aufgeführt, darunter sein "Theatrum bestiarum" und die "Vier Präludien und Ernsten Gesänge", bei denen er Brahms’ "Vier ernste Gesänge" um Vorspiele und ein Nachspiel ergänzt hat. Glanert ist einer der international angesehensten und zugleich produktivsten Komponisten unserer Zeit. Mittlerweile 24 Opern zählt sein Werkverzeichnis, außerdem zahlreiche Orchesterwerke. Nach dem großen Orchesterwerk "Fluß ohne Ufer" (2009) ist Glanerts Liszt-Bearbeitung die zweite Uraufführung eines seiner Werke durch das WDR Sinfonieorchester.