"Jugend, goldene Jugend" ("Mládí, zláte Mládí") – so jubelt die Oboe am Beginn vom Bläsersextett "Mládí". Janáček schrieb sich mit dieser Kammermusik sein eigenes Geburtstagsständchen. Am 3. Juli 1924 feierte der inzwischen etablierte Komponist seinen 70. Geburtstag und nahm dies zum Anlass, in "Mládí" Erinnerungen an seine Jugend wachzurufen. Dabei kommen nicht nur goldene, sondern durchaus auch gemischte Gefühle zum Vorschein.
Der lange in provenzieller Abgeschiedenheit im mährischen Brünn schaffende Komponist und Musikdramatiker Leoš Janáček musste lange auf den erhofften Ruhm warten. Anfang der 1920er-Jahre gelang es ihm, mit Opern wie "Jenůfa", "Die Sache Makropulos", "Katja Kabanova" (Deutsche Erstaufführung 8.12.1922 in Köln) oder "Das schlaue Füchslein" das Interesse der internationalen Musikwelt auf sich zu richten. 1923 besuchte er die Weltmusiktage der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM) in Salzburg und hörte dort das "Divertissement" für Bläserquintett von Albert Roussel, das ihn sehr beeindruckte. Die erneute Darbietung des Stückes im Jahr darauf in Brünn inspirierte ihn zu "Mládí". Das Bläserquintett mit Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott erweiterte Janáček um eine Bassklarinette – zur klanglichen Erweiterung der Tiefe und für einen ausgewogeneren Gesamtklang. Zudem sieht die Partitur eine Piccoloflöte vor.
Als "Fenster zur Seele" bezeichnete Janáček die Sprache und bemühte sich zeitlebens, menschliche und andere Laute (z. B. aus der Tierwelt) mithilfe der Notenschrift wiederzugeben. Die Sprechmelodie des Mottos "Mládí, zláte Mládí", auf die Instrumente übertragen, eröffnet als keckes Rondothema den ersten Satz. Kontrastierende Episoden folgen, doch der variierte "Mládí"-Ruf bleibt im Ohr haften. Im zweiten Satz durchläuft ein slawischer Trauermarsch vier Variationen. Die getrübte Stimmung soll sich hier auf Janáčeks bittere ersten Schuljahre im Brünner Augustinerkloster beziehen: "Eine fremde Schule, ein hartes Lager, noch härter das Brot, keine Liebkosungen" bemerkte er einst darüber. Eine fröhlichere Erinnerung ist dagegen der "Marsch der Blaumeisen", zu hören im dritten Satz. Gemeint sind die Chorknaben des Klosters, die pfeifend in ihren blauen Uniformen vorüberziehen. Im ausgelassenen Finale finden sich viele Motivwiederholungen (insbesondere aus dem ersten Satz), sodass sich der Eindruck zyklischer Geschlossenheit festigt. Trotz der nostalgischen Erinnerungen des 70-jährigen Komponisten fasziniert "Mládí" bis heute durch harmonische Frische und jugendlichen Esprit.