Die Musik des englischen Komponisten York Bowen war lange vergessen. Glücklicherweise erschienen in den letzten Jahren einige CDs, die viele seiner Werke neu entdeckten, darunter Kammermusikwerke und Kompositionen für Klavier. Bowen startete seine Karriere als Wunderkind am Klavier und studierte bereits mit 14 Jahren an der Londoner Royal Academy of Music Klavier und Komposition sowie Bratsche und Horn. Er debütierte 1907 mit seinem Klavierkonzert Nr. 1 in London. Als er zum Ersten Weltkrieg eingezogen wurde, galt er als Hoffnungsträger unter den englischen Pianisten, was kein Geringerer als Camille Saint-Saëns anerkennend feststellte. Wegen Kriegsverletzungen vorzeitig aus dem Dienst entlassen, konnte York Bowen nach 1918 nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen. Jüngere Komponisten machten nun auf sich aufmerksam, der inzwischen an der Royal Academy of Music tätige Klavierprofessor Bowen hielt jedoch an seiner spätromantischen Tonsprache fest.
Das Phantasy Quintet op. 93 für die aparte Besetzung Bassklarinette und Streichquartett ist das fünfte Werk Bowens mit dem Titel "Phantasy". In Opus 93 sind sieben durchlaufende Abschnitte miteinander verknüpft. Das bereits am Beginn einsetzende Kontinuum einer nahtlosen fließenden Bewegung bestimmt bis zum Schluss Ablauf und Gestalt des Stücks. Stets wird mit Hochspannung gearbeitet, als ob intime und aufwühlende Gegenstände in einer aufgeheizten Atmosphäre verhandelt würden. Der insgesamt abgedunkelte Klang des Werkes verdankt seine Tönung der dominierenden Bratsche und dem besonderen Umstand, dass der samtige Klarinettenklang stellenweise vollständig vom Streicherteppich aufgesogen wird. Diese ideale Verschmelzung macht Bowens Phantasy Quintet op. 93 zu einem magischen Klangereignis.