Zwei Jahre vor seinem Tod auf dem Schlachtfeld war Louis Ferdinand von Preußen auf diplomatischer Mission in Wien zu Gast. Dort traf er auch erneut sein musikalisches Idol Beethoven. Nachdem der berühmte Komponist bereits das Klavierspiel des Prinzen gelobt hatte, widmete er ihm nun sein 3. Klavierkonzert – das in unserem Konzert somit als zweites Geburtstagsgeschenk erklingt.
Und so, wie das bei Geburtstagsgeschenken manchmal ist, hat Beethoven auch dieses Konzert kurz vor knapp fertiggestellt. Mehr noch: Zur Uraufführung am 5. April 1803 gelang es Beethoven zwar unter Hochdruck, den Orchesterpart rechtzeitig fertigzustellen, aber die Klavierstimme, mit der er sich selbst dem Publikum präsentierte, hatte er nicht mehr endgültig zu Papier bringen können. Damit brachte er seinen Freund, den Dirigenten und Komponisten Ignaz von Seyfried, ins Schwitzen, der für ihn die Noten umblätterte und nicht schlecht staunte, als er dort "mir rein unverständliche ägyptische Hieroglyphen" vorfand. Doch Beethoven meisterte die Uraufführung mit Bravour: Die Kürzel auf dem Notenpapier reichten ihm vollkommen, um seinen Solopart aus dem Gedächtnis abzurufen und mit allen Finessen auszuführen. Seyfrieds Bewunderung konnte dies nur steigern. Er dirigierte zwei Jahre später die Uraufführung des "Fidelio", und für die Trauerfeier nach Beethovens Tod komponierte er einen Extrasatz für eine Aufführung von Mozarts unvollendetem Requiem.
In der Linie von den Klavierkonzerten der Wiener Klassik hin zu den romantischen Schlachtrössern ist Beethovens Drittes ein Meilenstein. Schon der Entstehungsprozess lässt das vermuten. Denn erste Skizzen dafür notierte der Komponist schon 1796. Er legte es immer wieder beiseite, holte es hervor und feilte daran – und heraus kam schließlich das erste Klavierkonzert mit sinfonischem Zuschnitt. Wie Orchester und Klavier miteinander interagieren, wie sie sich die klingenden Bälle zuspielen und gemeinsam an den idealen Flugbahnen feilen – das ist neu und in der Zeit der Entstehung sensationell.