Die Zahl überschuldeter Verbraucherinnen und Verbraucher geht in NRW zurück – das ist erst einmal eine gute Nachricht. In fast allen Kreisen sind die Zahlen rückläufig – nur in Gelsenkirchen bleibt die Quote auf dem Rekordwert von 16,94 Prozent gleich. Aber: Insgesamt ist immer noch jeder zehnte Verbraucher in NRW überschuldet. Nur in Sachsen-Anhalt und Berlin sind die Werte noch höher.
Überschuldet ist man, grob gesprochen, wenn die Gesamtausgaben die Einnahmen übertreffen und Zahlungen über einen längeren Zeitraum nicht beglichen werden können.
Schuldneratlas-Macher fürchten negative Trendwende
Der Schuldneratlas 2022 wurde erst vor wenigen Wochen von der Wirtschaftsauskunftei Creditform veröffentlicht. Und auch wenn die Überschuldungsquote rückläufig ist, dürfte das laut den Machern der Studie bald wohl vorbei sein. Denn während der Konsum während der Corona-Pandemie zurückging und gespart werden konnte oder Schulden getilgt wurden, frisst die Inflation nun die Ersparnisse auf. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Studie des ifo-Instituts. "Wir fürchten in den kommenden Monaten eine Trendwende“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch vom Schuldneratlas.
Denn die hohen Belastungen durch die Inflation und vor allem die steigenden Energiekosten kämen erst jetzt langsam bei den Verbrauchern an. In NRW sind sowohl die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke als auch die Kosten für Wohnung, Wasser, Strom und Gas in diesem Jahr stark gestiegen. Das zeigt der Verbraucherpreisindex.
Bei den Lebensmitteln wurden vor allem Speiseöl und Fleisch immer teurer, auch Milchprodukte kosten deutlich mehr als vor einem Jahr. Die Preise für Obst sind hingegen vergleichsweise moderat gestiegen. Vor allem die Energiepreise und Heizkosten sind in diesem Jahr aber stark gestiegen. Sie führen zusammen mit den Lebensmittelpreisen zu einer Inflationsrate von 11 Prozent im Oktober 2022 in NRW – der höchste Wert seit den 1950er Jahren.
Rutschen 600.000 Menschen in die Überschuldung?
Insbesondere die Heizkosten seien für viele Menschen gefährlich, heißt es im Schuldneratlas. Eine Schätzung für ganz Deutschland: „Ein Anstieg der Überschuldungszahlen um rund 600.000 Fälle ist nicht unrealistisch“. Vor allem im Ruhrgebiet und Rheinland sind die Überschuldungsquoten schon jetzt meist zweistellig – gut möglich, dass hier in den kommenden Monaten noch mehr Menschen in die Überschuldung und Armut rutschen.