Ein merkwürdiges Wesen, schrill, zerrissen. Fast anmutig, wenngleich arg lädiert. Eine ehemalige Schaufensterpuppe. Was mag ihr bloß passiert sein?
"Geschöpfe zwischen Pflanze und Mensch"
Der Künstler Bernard Schultze (1915-2005) hat diese Skulptur 1965 geschaffen und ihr den Namen "Torso-Mannequin-Migof" gegeben. Schultze zählte zu den bedeutendsten Vertretern des sogenannten Informel, die ab 1952 die Kunstwelt aufmischten: mit ganz unterschiedlichen Arbeiten, immer jedoch abstrakt, eben informell. Zu Beginn arbeitete Schultze auf der Leinwand, später kreierte er Reliefbilder. Bis er 1961 sein erstes "Migof" schuf, wie Schultze seine einzigartigen Kreaturen nannte.
"Geschöpfe zwischen Pflanze und Mensch, Übergänge von Menschen zu Kadavern oder ... Kadavern, aus denen das Leben sprießt". So hat Schultze sie selbst einmal beschrieben. Eine Abart der Natur - aus Plastik und Küchenreibe. Und so bricht und wuchert es auch aus diesem Migof heraus. Es scheint, als hole sich die Natur da etwas zurück, ein halbiertes Mannequin, ein Stück Konsum.
Konsumkritik und Aufbruch
Migofe sind einzigartig, es sind Bernard Schultzes wohl originellste Arbeiten. Er selbst fand sie "komisch und schauerlich zugleich". Ganz wie das "Torso-Mannequin-Migof", ein Fantasiegeschöpf aus Konsumkritik und Aufbruch, das Zerstörung und Kreation in sich vereint. Zu bewundern mit anderen Arbeiten von Bernard Schultze im Museum Küppersmühle in Duisburg.
Buchtipp
Bernard Schultze. Gegenwelten.
Hrsg. v. Walter Smerling und Eva Müller-Remmert
Wienand Verlag 2012, Preis: 29,80 Euro
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Autorin: Claudia Kuhland