Am Rande einer vielbefahrenen Straße steht ein Quader, wie aus einem Block herausgehauen. Der amerikanische Pritzker-Preisträger Philip Johnson (1906-2005) hat die Kunsthalle Bielefeld von 1966 bis 1968 aus rotem Mainsandstein gebaut. Es ist der einzige europäische Museumsbau des amerikanischen Harvard-Absolventen und ehemaligen Mitarbeiters Mies van der Rohes. Der Bielefelder Unternehmer Rudolf August Oetker hat ihn finanziert.
Kunstfreundlich und offen
Das Gebäude umfasst drei oberirdische und zwei unterirdische Geschosse und bietet eine Ausstellungsfläche von 1200 Quadratmetern. Zunächst kam es nicht bei allen gut an. Architekturkritiker bemängelten seine Schwerfälligkeit. Tatsächlich wirkt es mit seinem fensterlosen Obergeschoss monumental. Doch längst hat Johnsons Konzept überzeugt, ist es ihm doch gelungen, einen äußerst kunstfreundlichen Bau zu entwerfen.
Bereits der stufenlose Eingang signalisiert die Offenheit des Hauses. Diesen Eindruck verstärkt im Inneren der fließende Übergang vom Treppenhaus zu den Ausstellungsräumen. Sie haben einen offenen Grundriss mit frei aufgestellten Wandscheiben. Der Verzicht auf Fenster im obersten Stockwerk schafft viel Platz für die Exponate. Das Tageslicht fällt durch die Decke. Von Beginn an hat Philip Johnson auch Räume für die museumspädagogische Arbeit vorgesehen – in den 1960er-Jahren eine Seltenheit.
Der Skulpturenpark hinter der Kunsthalle wurde nach den Originalplänen von Philip Johnson errichtet und zum 40. Geburtstag des Museums im September 2008 eingeweiht. Hier öffnet sich der Bau zur Stadt und präsentiert sich von seiner schönsten Seite: strahlend, schlicht und zeitlos.
Standort
Autorin: Claudia Kuhland