Auf einer riesigen Leinwand fixiert: ein menschenleerer Raum, stilisierte Fenster, die ins Nichts führen, ein stumpfer Spiegel, eine Harfe ohne Spieler. Und zwei echte Spiegel!
Damit bezieht Albert Oehlen, 1954 in Krefeld geboren, den Betrachter in sein Kunstwerk ein. Entstanden ist es 1983, zu einer Zeit, als in der Malerei die "Neuen Wilden" auf den Plan traten. Zu ihnen zählen unter anderem die Brüder Albert und Markus Oehlen, Werner Büttner und Martin Kippenberger.
Standort
Spiegelbilder
Die Malerfreunde wandten sich ab von Abstraktion, Minimalismus und Konzeptkunst. Sie wollten wieder expressiv sein, mit kräftig-gestischem Pinselstrich das pralle Leben auf die Leinwand bringen, sich von ästhetischen Zwängen befreien, die Möglichkeiten der Malerei jenseits des traditionellen Kunstbegriffs ausloten.
Albert Oehlens Anfang der 80er-Jahre entstandene Spiegelbilder sind Ausdruck dieser Sehnsucht nach Freiheit. "Ich habe die Spiegel nur in Bildern verwendet, in denen Räume dargestellt sind, sodass sich der Betrachter selber in den Raum stellen kann", sagt er. Damit hat er die Leinwand geöffnet, die Grenzen des Gemäldes aufgelöst, es uns und dem Zufall überlassen, was wir sehen – und damit einen "Raum für phantasievolle Aktionen" geschaffen.
Buchtipp
Albert Oehlen, Terpentin, 2012
Katalog zur Ausstellung im Kunstmuseum Bonn, 2012
Hatje Cantz Verlag 2012, Preis: 35 Euro
Autorin: Claudia Kuhland