Ein Spot hebt ihn hervor - wie auf einer Theaterbühne: ein Mann, alleine, eine Gipsfigur an einem abgenutzten Tisch. Es ist der Künstler selbst, der 1960 für "Man Seated at Table" Modell sitzt.
Selbstporträt des Künstlers
George Segal (1924-2000) lässt sich von seiner Frau mit in Gips getränkten Binden einwickeln. Stunden lang wartet er, bis alles getrocknet ist, die Stücke heruntergenommen und wieder zusammen gesetzt werden können. Die Spuren der Entstehung sind nicht zu übersehen: die Schnittstellen, das nachträgliche Auftragen von Gips, die Reparaturen. Es ist das erste Mal, dass Segal jene neue Darstellungsform ausprobiert, die ihn berühmt machen wird.
In den späten Fünfziger und frühen Sechziger Jahren entdecken Andy Warhol und andere Zeitgenossen im Alltäglichen das Neue. Der US-Amerikaner George Segal wird einer der wichtigsten Vertreter der Popart.
Standort
Stumme Bilder von Einsamkeit und Melancholie
Während sie mit Objekten der Werbung, des Konsums und der Massenmedien spielt, spielt George Segal mit Gips. Und baut Spannung auf, indem er seine eigensinnigen Figuren gemeinsam mit Alltagsgegenständen in Szene setzt. Er spiegelt das banale, das intime Umfeld des Menschen. Zum Beispiel zeigt er uns einen Mann am Küchentisch. Es ist, als übertrage sich das Unwohlsein der Person, die im Inneren auf das Trocknen warten muss. Segal holt ein Stück intimes Gefühlstheater ins Museum, findet stumme Bilder von Einsamkeit und Melancholie.
Die erste, noch ein wenig holprige Arbeit mit dem neuen Abguss-Verfahren, das Selbstporträt George Segals, zeigt schon all dies, im Museum Abteiberg in Mönchengladbach.
Autorin: Claudia Kuhland