WESTART Meisterwerke - Gotthard Graubner: Farbraumkörper WESTART Meisterwerke 28.05.2013 04:04 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR

Museum Insel Hombroich

Gotthard Graubner: "Farbraumkörper"

Stand: 27.05.2013, 10:34 Uhr

Man wandert durch die Natur und doch führt auf der Insel Hombroich jeder Weg zur Kunst. "Wer sie besucht", so Karl-Heinrich Müller, "lässt sich auf eines der wenigen Kunstabenteuer ein, die es in unserer voll klimatisierten museumspädagogischen Republik noch gibt! Dies ist kein Freizeitpark mit Kunstlehrpfad. Gefordert ist die verlorene Lust der Empfindung."

Nach dem Cézanne-Motto "Kunst parallel zur Natur" präsentiert der Düsseldorfer Makler und Kunstmäzen hier seit 1987 seine abwechslungsreiche Sammlung. Unweit einer ehemaligen Raketenstation und in einer renaturierten Auenlandschaft hat sie in Pavillons des Bildhauers Erwin Heerich Platz gefunden.

"Farbraumkörper"

Ganz selbstverständlich kommuniziert Kunst von heute mit der Kunst aus vergangenen Epochen. Neben Skulpturen der Khmer hängen drei riesige Kissen an der Wand - pulsierende Farblandschaften von suggestiver Kraft. Wo die Welt gerade noch grün war, scheint auf einmal alles rosarot und violett. Schicht um Schicht hat Gotthard Graubner dicke Schaumstofflagen mit Farbe getränkt. Statt eine flache Leinwand zu benutzen, baute er Körper aus Farbe. Einfach nur Farbe, gänzlich befreit vom Anspruch, etwas anderes darzustellen als sich selbst. "Farbraumkörper" heißt das Triptychon, das der Künstler in den Jahren von 1984 bis 1986 schuf. "Ein Bild interpretiert sich selbst, wenn man ihm Raum lässt", meint Gotthard Graubner. Und so darf man einfach nur schauen, fühlen und sich versenken.

Meister der Farbraumkörper: der Maler Gotthard Graubner | Bildquelle: picture alliance/dpa

Wie kein anderer zeitgenössischer Künstler hat er sich mit der Farbe als dem Gegenstand der Malerei auseinandergesetzt. Farben machen unser Leben nicht nur bunter. Sie können uns beeinflussen, wecken Gefühle und Assoziationen. Die menschliche Netzhaut erkennt lediglich rot, grün und blau. Erst das Gehirn mischt daraus jene rund eine Million Farbtöne, die wir zu unterscheiden vermögen. "Die Farben", hat Cézanne einmal gesagt, "sind der Ort, wo sich unsere Gedanken und das Universum begegnen". Bei den Bildern von Gotthard Graubner im Museum Insel Hombroich hätte es ihm sicher gefallen.

Gotthard Graubner

1930 im vogtländischen Erlbach geboren, studierte er an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin und an der Staatlichen Kunstakademie Dresden. 1954 übersiedelte er in die Bundesrepublik. Er ging an die Düsseldorfer Kunstakademie, wo er Schüler von Georg Meistermann und Karl Otto Götz war. 1960 zeigte eine Düsseldorfer Galerien Graubners erste monochrome Arbeiten, die er - unbeeinflusst von anderen Stilrichtungen und künstlerischen Bewegungen seiner Zeit - zu so genannten Farbkörpern, Kissenbildern und Farbraumkörpern weiterentwickelte.

Jetzt ist Gotthard Graubner im Alter von 82 Jahren gestorben.

Autorin: Lydia von Freyberg