Kunst parallel zur Natur - das ist das Konzept der Museumsinsel Hombroich. Eine Parklandschaft, gestaltet von Gartenarchitekten und Künstlern. Wo die Natur krumme Wege geht, setzt die Kunst auf strenge Formen: Unter den Ästen einer Eiche eine Installation aus Stahl. 27 Stühle und jeder einzelne gleicht einem Thron. Sie haben etwas Archaisches, wirken viel älter als die Eiche. Als hätte es hier schon vor Urzeiten eine Kultstätte gegeben.
Demokratie unter freiem Himmel
1991 hat Anatol Herzfeld "Das Parlament" eingerichtet - für eine Gesprächsrunde, die zu jeder Zeit stattfinden kann. Demokratie unter freiem Himmel, mit freier Platzwahl und ohne hierarchische Strukturen. Sein Parlament lässt jedem Teilnehmer Freiraum. Zwischen den Stühlen ist selbst mit ausgestreckten Armen keine Berührung möglich. Eine Gemeinschaft, die Individualität nicht unterdrückt.
Klar, gradlinig, schlicht: Handarbeit. Geradezu trotzig sind die zusammengeschweißten Stahlplatten in die Landschaft gestellt. Von einem Künstler, der Handwerk und Kunst nicht trennt und so die schönsten Utopien in die Welt setzt.
"Kunst ist Arbeit und Arbeit ist Kunst"
Der Schmied, Polizist, Kunst-Aktionist Anatol Herzfeld fährt mit dem Motorrad über die Flure der Düsseldorfer Akademie, wird Meisterschüler von Joseph Beuys und bleibt Polizist. Jeder Mensch ist ein Künstler, sagt Beuys. "Kunst ist Arbeit und Arbeit ist Kunst - ich kloppe keine erhabene Kunst an die Wände", sagt Anatol Herzfeld. Es ist die Sehnsucht nach einer Kunst, die unmittelbar in die Gesellschaft eindringt, alle Bereiche des Lebens umfasst und diesem Leben selbst eine andere Richtung gibt.
Dafür ist Hombroich ein idealer Ort. Auf der Museumsinsel hat sich Anatol Herzfeld niedergelassen, hier hat er sein Atelier und viel Platz für seine Visionen.
Autorin: Martina Müller