Fremd wirken sie hier auf den ersten Blick, 84 Schieferbrocken aus Cornwall. Der britische Künstler Richard Long hat sie 1983 willkürlich ausgewählt. "Mir gefällt es, dass jeder Stein anders ist, so wie jede Schneeflocke einzigartig ist. Kein Kreis kann einem anderen gleichen", sagt er. Seine einzige Vorgabe für das Werk: Die Steine sollen sich nicht berühren, auf ihrer Längsseite einzeln in einen Kreis mit einem Durchmesser von 2,40 Metern gelegt werden.
"Meine Kunst liegt in der Natur der Dinge"
Eigentlich ist Richard Long ein Wanderer, seine Kunst ist Gehen. Er legt kurze oder längere Strecken zurück, in seiner britischen Heimat oder an fernen, schwer zugänglichen Orten. In der Natur kreiert der Pionier der Land Art aus Steinen, Schlamm, Asche oder Äste Skulpturen. Kreise, Ellipsen, archaische Formen. Kaum ein Mensch wird sie dort sehen.
Standort
Später erst bringt er die Natur ins Museum. Dokumentiert seine Wanderung als Foto oder als kurzen Text - wie ein Gedicht in Erinnerung an den Weg. Manchmal sind es auch Zeichnungen, ein Tagebuch der Steine, die er gefunden hat. Er erweitert seine Bewegung in den musealen Raum hinein. "Meine Kunst liegt in der Natur der Dinge", sagt Richard Long.
Stellvertretend wandert er für uns, verwandelt die Natur in Kunst, lässt uns teilhaben an seiner Imagination. Er bringt uns starke, selbstbewusste Steine - mit der Aura eines uralten Kultorts, magisch im Kreis konzentriert.
Autorin: Claudia Kuhland