Fernab der Hagener Innenstadt ein Meilenstein der Architekturgeschichte im Ruhrgebiet: die Trauerhalle von Peter Behrens. 1907 erbaut, ist sie ein Bekenntnis gegen wilhelminischen Fassadenprotz.
Gesamtkunstwerk in Schwarz und Weiß
Ein Gesamtkunstwerk in Schwarz und Weiß. Lampen, Wände, Fenster - alles stammt aus der Feder des großen Baukunst-Reformers und Allround-Designers. Es ist die Andachtshalle eines der ersten Krematorien in Preußen, in dem seit 1912 eingeäschert wird. Die Anlage selbst wurde in den Keller verbannt.
Den Blickfang bildet das Goldmosaik des Grafikers Emil Rudolf Weiss: drei junge Männer - erwachend, segnend, schlafend - moderne Sinnbilder für das Werden und Vergehen.
Ganz bewusst hat Behrens auf die sonst übliche christliche Ikonografie verzichtet. Stattdessen wählte er säkulare Motive in der Tradition byzantinischer Kirchenmosaiken. Durch die runden Seitenfenster dringt das Licht gedämpft und sanft in den Innenraum: kein Glas, sondern hauchdünner Alabaster.
Monumentalität auf kleinstem Raum
Überwältigen ohne falschen Prunk, das war das Credo des Architekten. Durch symmetrische Strenge, klare Konstruktion und rhythmisch gegliederte Ausmalung schuf er Monumentalität auf kleinstem Raum. Die Bodenfliesen sind wie Teppiche verlegt. Orientalische Gewebemuster, die sich ins Unendliche fortspinnen.
Nüchterne Mechanik in überragender Schönheit - auch für das Ende des Lebens. Überkonfessionell und offen für alle: Peter Behrens' Trauerhalle des Krematoriums auf dem Friedhof in Hagen-Delstern.
Buchtipps
Peter Behrens. Vom Jugendstil zum Industriedesign.
Katalog zur Ausstellung in der Kunsthalle Erfurt, 2013
Hrsg.: Klassik Stiftung Weimar
Weimarer Verlagsgesellschaft 2013
Barbara Welzel (Hrsg.): Hagen erforschen.
Eine Stadt als Laboratorium
Klartext Verlag 2010
100 Jahre Hagener Krematorium.
Ein früher Entwurf von Peter Behrens
kunstdialoghagenwest, Heft 5
rdenkuverlag Hagen
Autorin: Martina Müller