Ein bescheidener unverputzter Bruchsteinbau mit halbrunder Apsis: Die Bartholomäuskapelle fällt im Schatten des Paderborner Doms auf den ersten Blick kaum auf und ist doch ein kunsthistorisches Kleinod. Die älteste Hallenkirche Deutschlands stammt aus einer Zeit, als Könige und Kaiser einen eigenen Sakralraum brauchten, um sich vor dem Gottesdienst im Dom feierlich einzukleiden. In der Kapelle übergab der Bischof dem Herrscher die Reichsinsignien und setzte ihm die Krone aufs Haupt.
Leichtigkeit und Eleganz
Der Paderborner Bischof Meinwerk gab die Kapelle um 1017 in Auftrag. Errichtet wurde sie von „griechischen Bauleuten“, wie es in den Annalen heißt, und einheimischen Steinmetzen. Gemeinsam schufen sie eine neue Architektur, die im 11. Jahrhundert ohne Vorbild war: Sechs besonders schlanke Säulen tragen ein Kuppelgewölbe, das zu schweben scheint. Die Kapitelle zeugen von großer Kunstfertigkeit und sind im Innern der einzige plastische Schmuck. Das durch die hoch gelegenen Rundbogenfenster einfallende Licht verstärkt den Eindruck der Schwerelosigkeit.
Die einzigartige Hallenkuppeltechnik ist entstanden aus der Begegnung byzantinischer und ottonischer Baukunst – Kulturaustausch vor 1000 Jahren. Durch die Vielzahl der Kuppeln entsteht eine herausragende Akustik, die einst das Krönungszeremonial begleitete und noch heute zu hören ist.
Standort
Buchtipps
Für Königtum und Himmelreich: 1000 Jahre Bischof Meinwerk von Paderborn.
Begleitband zur großen Sonderausstellung.
Hrsg. von Martin Kroker und Christoph Stiegemann
Schnell & Steiner 2009; Preis: 44,90 Euro
Josef Meyer zu Schlochtern, Matthias Wemhoff: Die Bartholomäuskapelle Paderborn.
Bonifatius 1997 (antiquarisch erhältlich)
Autorin: Martina Müller