Sie wurde für die höfische Zeremonie des 18. Jahrhunderts gebaut und in der Bonner Republik als Kulisse für Galaempfänge und Defilees genutzt: die Prunktreppe von Balthasar Neumann (1687 - 1753) im Schloss Augustusburg in Brühl.
Zwanzig Jahre lang hat ein Team von Künstlern nach den Vorgaben des großen Barock- und Rokokobaumeisters an dem Prachtstück gearbeitet. Bauherr war der Kölner Kurfürst und Erzbischof Clemens August von Bayern, der sich in Brühl nach den Plänen des westfälischen Architekten Johann Conrad Schlaun eine Sommerresidenz errichten ließ. 1728 übernahm der bayerische Hofbaumeister François de Cuvilliés die weitere Ausgestaltung.
Symbol der Macht
Mittelpunkt des Lustschlosses ist das Treppenhaus - ein Spiegelbild fürstlicher Erhabenheit. Die architektonische Inszenierung beginnt unter der Stiege: Aus der Tiefe der Gewölbe spannt sich der Treppenbogen wie eine Brückenkonstruktion in die Höhe. Monumentalität und Schwerelosigkeit in raffiniert gefärbtem Stuckmarmor, jeder Schritt nach oben ein physischer Rausch in Farben und Formen.
Auf halbem Weg nach oben, im Zentrum des Treppensaals, begegnet der Besucher dem Gastgeber. In triumphaler Architektur, über den Insignien seiner Macht schwebt Kurfürst Clemens August - ein bayerischer Prinz, den das Schicksal zum Kölner Erzbischof erkoren hat. Aber richtig genießen konnte der Kurfürst die Pracht nicht. Er starb 1761, noch bevor das glanzvolle Entree fertig gestellt war.
Das Staunen und Entzücken auserwählter Gäste erlebte das fürstliche Treppenhaus erst 200 Jahre später: Bis zum Umzug des Bundespräsidenten nach Berlin diente Schloss Augustusburg, das seit 1984 zum Weltkulturerbe zählt, dem Staatsoberhaupt der Bundesrepublik als Repräsentationssitz, und die Rokoko-Treppe war Laufsteg für Staatsgäste aus aller Welt.
Buchtipps
Wilfried Hansmann: Balthasar Neumann. Dumont Literatur und Kunst Verlag 2003 ISBN 3-8321-7167-3 (zurzeit nicht lieferbar, Neuauflage geplant)