Zwei großformatige Gemälde. Darauf Figuren, Zeichen, Piktogramme - rätselhaft. Es sieht ein bisschen aus wie moderne Höhlenmalerei. 1982 hat der Künstler A. R. Penck die beiden Bilder geschaffen.
Mit Zeichen und Formeln die Welt begreifen
Eines davon nannte er "Chi Tong". Es entstand für die Ausstellung "Zeitgeist" in West-Berlin. Ein Bild für eine geteilte Stadt zur Zeit des Kalten Krieges. Entworfen von einem, der gerade erst aus der DDR ausgebürgert worden war. Es sei sein "aktuelles Westbild", so der Künstler: "Herr Jedermann mit seinen Fetischen bildet den Mittelpunkt. Und je mehr er sich auf diese Dinge einlässt, verliert er sein Gesicht und geht ihm seine Gestalt verloren. Diese Figuren, die sich gegenseitig in Klammern setzen und nicht rauskommen aus dem System. Der Westen steht zwischen Krieg und Verwaltung." Wie eine Evolution, die rückwärts läuft. Der Westmensch entwickelt sich zurück, nicht weiter.
Ausstellungsort
Wo West ist, gibt es natürlich auch Ost. Das zweite Bild "Dis" versteht A. R. Penck als "Ostrückblick: "Verschiedene Figuren in ihrer Auseinandersetzung mit einem abstrakten System. Wie ein Marionettentheater ohne Halt. Die Frau ist eine manierierte Sehnsucht. Der Körper des Mannes wird schon zum Buchstaben: 'zzzt', und er trägt fünf Hämmer auf dem Kopf."
Mit Zeichen und Formeln versucht der Maler, die Welt zu begreifen. Er will analysieren, erklären, was den menschlichen Schaltkreis am Laufen hält. Das Bild als System von Zeichen. Der Maler auf der Suche nach einer universellen Sprache, nach einer klaren Form für unsere widersprüchlichen Verhältnisse.
Buchtipp
A. R. Penck: Retrospektive
Katalog zur Ausstellung in der Schirn Kunsthalle Frankfurt, 2007
Hrsg. von Ingrid Pfeiffer und Max Hollein
Richter Verlag 2007, Preis: 49 Euro