39 Vasen auf einem Regal: Knallbunt bemalt, wirken sie, als seien sie willkürlich nebeneinander aufgereiht. Nichts Wertvolles. Abgestellt statt ausgestellt. Arrangiert hat sie Ai Weiwei, der bedeutendste chinesische Gegenwartskünstler, der aus seiner Regimekritik noch nie einen Hehl gemacht hat und seit Jahren als Staatsfeind verfolgt wird.
Vasen-Verschandelung
Was so profan daher kommt, sind jungsteinzeitliche Kostbarkeiten. Die Gefäße stammen aus dem Neolithikum, sind mehrere Tausend Jahre alt. Ai Weiwei hat sie in ordinäre Industriefarbe getunkt.
Mit seiner Vasen-Verschandelung hat er die Verwüstungen der chinesischen Kulturrevolution und die Missachtung jahrtausendealter Handwerkskunst angeprangert. Vielleicht aber ist sie auch der bewusst respektlose Befreiungsschlag eines modernen Künstlers von den Fesseln der Tradition?
Der Künstler als Staatsfeind
Die „Coloured Vases“ gehören seit 2006 zur Sammlung des DKM in Duisburg. Nachdem Ai Weiwei am 3. April 2011 auf dem Pekinger Flughafen verhaftet und an einen unbekannten Ort gebracht worden war, hat das Museum mit einer Ausstellung seiner Werke reagiert, um auf die ungeheuerliche Repression aufmerksam zu machen.
Am 22. Juni 2011 wurde Ai Weiwei gegen Hinterlegung einer Kaution und unter hohen Auflagen freigelassen. So wurde ihm unter anderem verboten, mit ausländischen Journalisten zu sprechen. Ende Oktober warfen die Behörden ihm Steuerhinterziehung vor und forderten eine Nachzahlung von 1,7 Millionen Euro – für Ai Weiwei ein weiterer Versuch, ihn zum schweigen zu bringen.
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Autorin: Claudia Kuhland